Putlitz, Gustav Heinrich Gans

[468] Putlitz, Gustav Heinrich Gans, Edler Herr von und zu, Dichter, geb. 20. März 1821 auf Retzin in der Westprignitz, gest. daselbst 5. Sept. 1890, studierte seit 1841 in Berlin und Heidelberg die Rechte, arbeitete seit 1846 einige Zeit bei der Regierung in Magdeburg, unternahm eine Reise nach Italien und verließ 1848 den Staatsdienst gänzlich. Seit 1853 mit Gräfin Elisabeth von Königsmark vermählt, lebte er teils auf seinem Gute Retzin, teils auf Reisen, leitete 1863–67 das Hoftheater in Schwerin, trat dann als Hofmarschall in den Dienst des Kronprinzen von Preußen und war 1873–88 Generalintendant des Hoftheaters zu Karlsruhe. P. begann seine literarische Laufbahn als Verfasser von kleinen, meist einaktigen Lustspielen (Berl. 1853–60, 4 Bde.) aus dem Leben der höhern Stände, die sich durch frischen Humor auszeichnen. Als die beliebtesten sind zu nennen: »Das Herz vergessen«, »Badekuren«, »Familienzwist und Frieden« und »Der Salzdirektor« (letzteres mit W. Alexis). Glänzenden Erfolg hatte sein Märchenstrauß »Was sich der Wald erzählt« (Berl. 1850, 50. Aufl. 1900). Verwandte Produkte sind: »Vergißmeinnicht« (Berl. 1853, 19. Aufl. 1890), auch als 1. Teil der »Arabesken« mit Illustrationen von Wilh. Camphausen (das. 1854) erschienen, und »Luana« (das. 1855, 3. Aufl. 1872). P.' erster Versuch auf dem Gebiete der Tragödie (»Vom Herzen«) war durchaus verfehlt; um so glänzendern Erfolg aber errang sein Schauspiel »Das Testament des Großen Kurfürsten« (Berl. 1858, 2. Aufl. 1877), dem die Tragödie »Don Juan de Austria« (das. 1863), die Schauspiele: »Wilhelm von Oranien in Whitehall« (das. 1864) und »Waldemar« (das. 1862), die Lustspiele: »Übers Meer« (1864) und »Wenn die Tür zuschlägt« (1864), das Liederspiel »Karolina, oder: Ein Lied am Golf von Neapel« (1863) und eine neue Folge »Lustspiele« (Berl. 1869–72, 4 Bde.; darunter: »Um die Krone«, »Spielt nicht mit dem Feuer!«, »Die Schlacht von Mollwitz«, »Die böse Schwiegermutter« u. a.) sowie das mit gutem Erfolg über die meisten deutschen Bühnen gegangene bürgerliche Schauspiel »Rolf Berndt« (Berl. 1881) und »Die Idealisten« folgten. Einige novellistische Versuche, wie »Brandenburgische Geschichten« (Stuttg. 1862), »Novellen«[468] (das. 1863), »Die Halben« (Berl. 1868), »Die Alpenbraut« (das. 1870), »Walpurgis« (das. 1870, 6. Aufl. 1886), »Funken unter der Asche« (das. 1871), »Eisen« (das. 1879, 2 Bde.), »Rafaella« (Stuttg. 1881), »Das Frölenhaus« (Berl. 1881), »Das Maler-Majorle« (das. 1883) sowie die Romane: »Die Nachtigall« (das. 1872, 2 Bde.), »Croquet« (das. 1878) schlossen sich den dramatischen Dichtungen an. Auch schrieb P.: »Theatererinnerungen« (Berl. 1874, 2 Bde.; 2. Aufl. 1875), »Mein Heim. Erinnerungen aus Kindheit und Jugend« (das. 1885, 2. Aufl. 1886) und gab heraus: »Karl Immermann, sein Leben und seine Werke, aus Tagebüchern und Briefen von seiner Familie zusammengestellt« (das. 1870, 2 Bde.). Seine »Ausgewählten Werke« erschienen in 6 Bänden (Berl. 1872–77, Ergänzungsband 1888). Vgl. das von seiner Witwe, Elisabeth, gebornen Gräfin Königsmarck, veröffentlichte Werk »Gustav zu P., ein Lebensbild« (Berl. 1894, 3 Tle.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 468-469.
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