Roose, Betty

[474] Roose, Betty. Diese ausgezeichnete mimische Künstlerin stellte einst in den »Hussiten« als »Bertha« die Mutterliebe so wahr und innigbewegend dar, daß ihr kurz nach dem Stück eine arme Frau ihr Kindlein von 18 Monaten als Pflegling überschickte, in der festen Ueberzeugung, daß sie, die eben so unübertrefflich schön die Zärtlichkeit einer Mutter auf der Bühne ausgesprochen, unmöglich eine solche Bitte zurückweisen könne, worin sie sich auch nicht täuschte. Man wird nach diesem Vorgange um so lieber die Lobeserhebungen für gerecht halten, die Betty R. auch als Ophelia, Desdemona, Jeanne d'Arc, namentlich als Iphigenia einerntete, in welcher letztern Rolle sie – die seltenste Erscheinung! – bei der höchsten tragischen Steigerung die Naivität der kindlichsten Unschuld beibehielt. Von ihrem Vater Eckhardt, genannt Koch, der früher das Theater zu Riga leitete, wacker unterrichtet, trat sie in Hamburg, wo sie 1778 geboren war, schon im 10. Jahre als Julie im »Räuschchen« auf, war später ein gefeiertes Mitglied der Theater zu Bremen, Hannover und Hamburg, und heirathete 1799 in Wien den Schauspieler R., in welcher Stadt sie, viel zu früh für die Kunst und ihre zahlreichen Verehrer, den 19. Sept. 1808 starb.

B.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 474-475.
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