Schurmann, Anna Maria

[147] Schurmann, Anna Maria, ein Wunder weiblicher Gelehrsamkeit, wurde am 5. Nov. 1607 zu Köln geb., wandte sich dann der protestantischen Lehre wegen mit ihren Eltern nach Holland, und verlebte ihr reiches, nur der Kunst und Wissenschaft gewidmetes Leben in Utrecht, Franeker, Amsterdam und Wiewerden, in welcher letztern Stadt sie am 4. Mai 1678 unverheirathet starb. Sie war eben so kunstreich im Denken und wissenschaftlichem Erfinden als in den Fertigkeiten der Hand. Sie konnte vortrefflich zeichnen, schnitzen, in Wachs poussiren, malen und in Kupfer stechen; sie verstand die lateinische, griechische, hebräische, syrische, chaldäische, arabische und äthiopische Sprache, und war zugleich vollkommen, sprechend wie schreibend, des Italiänischen, Französischen und Englischen mächtig. Vorzüglich zeichnete sie sich auch in der Theologie aus, und vertheidigte das System des Schwärmers Labadie in Amsterdam mit vielem Scharfsinne Die höchsten Personen waren begierig,[147] die seltene Frau zu sehen: so stattete ihr unter vielen anderen die Königin Christine von Schweden einen Besuch ab. Man hat von ihr lateinische Epigramme, Briefe und eine Sammlung wissenschaftlicher, in verschiedenen Sprachen verfaßter Werkchen.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 147-148.
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