Schwarzwald

[156] Schwarzwald. Dieses theils zu Baden, theils zu Würtemberg gehörende, 18 M. lange und durchschnittlich gegen 6 M. breite Gebirge, das sich vom Rheine bei Basel nördlich bis zum Einflusse des Neckar in den Rhein erstreckt, ist der Wohnsitz der bekannten, ganz Deutschland und die angrenzenden Länder durchwandernden Holzuhrenhändler, die in ihren zerstreuten Höfen und armseligen Häuschen, außer der Verfertigung von Holzwaaren überhaupt und einiger Strohflechterei, sonst genügsam und harmlos von ihrer Alpenwirthschaft leben, aber frei auf ihrer Scholle und von ächt deutscher Gesinnung und Bildung wohl des Abends beim flackernden Holzspahne emsig in den Gedichten ihres großen Landsmanns Hebel lesen. Es ist überhaupt ein dichterischer, romantischer Boden, der auch von Reisenden fleißig besucht wird. Zwei wilde Engpässe: der Kniebis und die Hölle, ein hohes Plateau mit Bergspitzen, wie der Feldberg (4610 F.), der Belchen (4336) und der Katzenkopf (4085 F.), liebliche, an die Schweiz erinnernde Thäler, wie das Kinzig- und Murgthal, mit murmelnden, oft schmollenden Flüßchen und Bächen, die hier ihre Kinderjahre verträumen und nur im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt, sich etwas ungezogen gebehrden, üppige Wiesen mit schönen Heerden und besuchte Heilquellen, wie z. B. das Renchthal, vor Allem aber das herrliche Schwarzholz, – dieß sind die einzelnen Partien eines verjüngten Schweizergemäldes, in welchem die Natur nicht in ihrer ganzen grandiosen Majestät, aber doch in mildbewegenden Urlauten spricht, die zu dem Fremden gleich heimathlich herüberklingen und ihn in jene sanfte Stimmung versetzen, wo er an das Bauen eines eigenen Hüttchens denken möchte. – i –

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 156.
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