Würtemberg

[468] Würtemberg, 364 Quadrat M. großes und von 1,650,000 M. bewohntes Königreich im südlichen Deutschland, von Baden, Baiern und dem Bodensee umschlossen, gehört zu den schönsten deutschen Ländern und umfaßt den größten Theil des ehemaligen Schwabens. (s. d.). Meist Gebirgland, vom Schwarzwald (s. d.), der rauhen Alp mit ihren verschiedenen Zweigen etc., der Donau, dem Neckar und unzähligen kleinen Flüssen durchzogen, im S. der romantische Bodensee, überall fruchtbare Thäler voll der herrlichsten Naturscenen, ein thätiges, fröhliches Volk, in dem das Andenken an seine große Vorzeit durch die Ruinen der Burgen so vieler edlen Geschlechter stets wach erhalten wird. – bietet W., auch abgesehen von seiner reizenden Hauptstadt (s. Stuttgart) und der dort waltenden schwäb. Dichterschule, dem Beschauer gar manches Interessante. Am Neckar und Bodensee wächst ein lieblicher Wein; Obst (selbst Mandeln und Kastanien) und feines Gemüse, Getreide (auch Mais, Spelz), Flachs etc. gedeihen vorzüglich, Wild findet sich im Ueberfluß und auf der reich bewaldeten Alp blüht Vieh- und Bienenzucht. Das Mineralreich liefert Eisen, Marmor, Edelsteine, Steinkohlen, Alaun, Salpeter etc., über 450,000 Centr. Salz sind die Ausbeute der zum Theil erst entdeckten S.-Quellen und an Mineralwässern ist solcher Ueberfluß, daß die benutzten 20 Quellen höchstens ein Viertel der vorhandenen ausmachen. Große Fabrikanstalten fehlen allerdings noch, doch ist die Weberei in Leinen und Wolle, die Gerberei, Hutmacherei, Papierfabrikation etc. sehr bedeutend; Holzwaaren, Theer, Pech etc. kommen in Menge aus den Gebirgen. – W. theilte im Mittelalter die Schicksale des übrigen Schwabens – erst von Herzogen regiert, nach dem Erlöschen der Hohenstaufen (s. d.), welche von 1080 an fast zwei Jahrhunderte hier herrschten, in zahlreiche reichsunmittelbare Graf- und Herrschafften, Städte und Stifter zerrissen zu werden. Die Grafen von W. (nach dem Stammschlosse bei Stuttgart so benannt) erhoben sich unter Ulrich I. (gest. 1265); 1495 empfingen sie auf dem Reichstage zu Worms die Herzogswürde und wußten sich, trotz der widrigsten Schicksale, im Laufe von 300 Jahren einen gegen 166 Quadrat M. zählenden Staat zu schaffen. Dex Friede von Preßburg (1805) verschaffte dem 1803 zum Kurfürsten erhobenen Herzog [468] Friedrich die Königswürde und ansehnlichen Länderzuwachs; der Friede von Wien (1809) gab ihm neue Beweise von Napoleon's Gunst. Ohne Gebietsveränderung trat das Königreich 1815 dem deutschen Bunde bei; seit 1816 regierte Friedrich's Sohn, Wilhelm I.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 468-469.
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