Schwaben

[149] Schwaben, die Wiege der Minnesängerkunst (s. Minnesänger), das Stammland der Hohenstaufen und Hohenzollern, einer der 10 Kreise, in welche Deutschland vor 1806 zerfiel, eine herrliche, über 600 Quadrat Meilen große Provinz, deren drittehalb Mill. Ew. noch heute in ihrer kernigen, gesunden Fröhlichkeit, in ihrem Unternehmungsgeiste, der sie oft in ferne Lande führt, und mit ihrer geraden,[149] schlichten Urtheilskraft einen der kräftigsten deutschen Volksstämme bilden. Umgrenzt von Frankreich, Helvetien, Oestreich, Baiern, Franken und den Rheinkreisen, umfaßte das alte S. früher eine Menge größerer und kleinerer Herrschaften, weltliche wie geistliche, und allein 31 Reichsstädte, unter denen die wichtigsten Augsburg und Ulm waren. Jetzt gehören die ganzen ehemal. Kreislande zu Würtemberg, Baiern, Baden, Hohenzollern und Liechtenstein. Außerdem besitzt der Kaiser von Oestreich von ihnen die Grafschaft Hohenems, und der Großherzog von Hessen die Reichsstadt Wimpfen. So veränderte sich Alles, und nur die alte Gabe des Gesanges blieb: aus S. ging ja Schiller hervor, und die neuere schwäb. Dichterschule bewährt trefflich den alten Ruhm. Auch die schwäb. Jungfrauen strahlen noch in der alten Liebenswürdigkeit, von der eine Philippine Welser (s. d.) und tausend Minnesängerlieder ein so glänzendes Zeugniß geben; – und wer wohl hätte nicht etwas von der wunderbaren Lieb' und Treue jener schwäbischen Frauen in Weinsberg (s. d.) vernommen?

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 149-150.
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