Schwaben [1]

[489] Schwaben, 1) Kreis des ehemaligen Deutschen Reichs, an Frankreich, die Schweiz, Baiern, Franken u. die rheinischen Kreise grenzend; 620 QM., 2,500,000 Ew. S. war in die Viertel Württemberg, Constanz, Baden u. Augsburg getheilt; diese vier (Augsburg durch dessen Bischof, Constanz durch Österreich vertreten) waren auch Kreisausschreibende Fürsten, Württemberg führte das Kreisdirectorium. Die Kreisstände waren in fünf Bänke: a) die der geistlichen u. b) der weltlichen Fürsten, c) der Prälaten, d) der Grafen u. Herren, e) der Städte getheilt; jede Bank hatte einen Director. Der Reichsmatrikelanschlag war 8187 Gulden 6 Kreuzer, die Summa eines Kammerziels 10,739 Fl. 48 Kr. Seine Theile waren 1806 Württemberg (mit der Kur), Baden (ebenfalls), Breisgau, Pfalzbaiern, Öttingen, Thurn u. Taxis, Fugger, Stadion, Wartenberg, Truchseß, Hohenzollern, Fürstenberg, Liechtenstein u.v.a. Graf- u. Herrschaften u. die[489] Reichsstadt Augsburg (einzig übrig von den 31 früheren Reichsstädten). Durch Errichtung des Rheinbundes 1806 löste sich der Kreis auf, die meisten kleinen Besitzungen wurden mediatisirt u. nur Württemberg, Baden, Baiern, Hohenzollern, Liechtenstein u. Leyen blieben souverän, doch letzteres verlor die Souveränetät auch 1814. Jetzt haben diese noch im Umfange des Kreises, außer jenen Besitzungen, Österreich (wegen Hohenems) u. der Großherzog von Hessen (wegen Wimpfen). Hiernach versteht man jetzt im gewöhnlichen Leben unter S. 2) den größten Theil Württembergs, das südliche Baden, das südwestliche Baiern u. die Hohenzollernschen Lande. 3) Ehemals kaiserliche Landvoigtei in jenem Kreise, bestehend aus 4 Städten, 2 Marktflecken u. 174 Dörfern, zusammen gegen 30,000 Ew.; Hauptort: Altorf. 4) Sonst Provinz in Baiern, mit 520,000 Ew., mit den Kreisen Iller (Hauptstadt Kempen), Lech (Hauptstadt Augsburg) u. Ober-Donau (Hauptfladt Ulm). Theile derselben sind 1810 zu Württemberg gekommen, das übrige gehört zum jetzigen 5) Kreis S. mit Neuburg, hat seit 1838 diesen Namen bekommen, hieß früher Oberdonaukreis, wozu ein Theil des früheren Rezatkreises geschlagen wurde, ist gebildet aus dem Herzogthum Neuburg, Theilen von Oberbaiern, den Bisthümern u. Reichsstädten Augsburg u. Kempten u.m.a. Reichsstädten, Abteien u. Herrschaften S-s; er grenzt an die baierischen Kreise Mittelfranken u. Oberbaiern, an Tyrol, den Bodensee u. Württemberg, hat 173,70 QM. mit 570,492 Ew. (1858), worunter 460,000 Katholiken, 70,000 Lutheraner, 2000 Reformirte, 250 andere christlicher Confessionen, 7000 Juden; gebirgig durch die Allgauer Alpen (Spitzen: Mädelegabel 8107 Fuß, Hochvogel 7986 Fuß u.a.), nördlich eben, mit dem Donaumoos; das oberste Illerthal heißt das Allgäu; Flüsse: Donau u. ihre Nebenflüsse: Lech (mit Wertach), Iller, Roth, Günz, Schmutter, Mindel, Zusamm u.a.; auch stößt der Bodensee noch herein; Producte u. Beschäftigung: nördlich Ackerbau, Viehzucht (bes. im Allgäu), von Federvieh vorzüglich Gänse. Die Waldungen sind ansehnlich; von Wild findet man Gemsen, Wölfe u. die gewöhnlichen Jagdthiere; Fischerei u. Bienenzucht sind beträchtlich; das Mineralreich gibt Eisen, Steinkohlen, Marmor, Mineralquellen etc. Kunstfleiß herrscht vorzüglich in den größeren Städten, als Augsburg, Memmingen, Kempten; es bestehen da Wollen- u. Baumwollenmaschinenspinnereien, Papier- u. Maschinenfabriken, chemische Fabriken, blühende Gewerbe. Die Eisenbahnen Nürnberg-Donauwörth-Augsburg, Augsburg-Kempten-Lindau, Augsburg-Ulm führen durch den Kreis; derselbe ist in 3 Stadtu. 36 Landgerichte getheilt. Hauptstadt: Augsburg. Standesherrschaften in dem Kreise haben die Fürsten Öttingen, Waldburg-Zeit, drei Linien der Grafen Fugger u. der Graf Waldbott. Bassenheim. 6) Marktflecken im Landgericht Ebersberg des baierischen Kreises Oberbaiern; Schloßruine; 900 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 489-490.
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