Seebäder

[190] Seebäder. Erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts fing man an, bequeme Seebadeanstalten zu errichten, wenigstens in Deutschland, und die glücklichsten Resultate haben den Gebrauch dieser Bäder sehr vermehrt. Die chemische Analyse zeigt, daß 1 Pfd. Ostseesalz 87 Gran Kochsalz, 33 Gran salzsaure Bittererde, 4 Gran Selenit, Harzstoffe und vegetabilische Stoffe enthält. Das Nordseewasser ist im Allgemeinen stärker, angreifender, das Wasser des mittelländischen Meeres soll salzreicher sein, aber milder. Dieser reiche Gehalt des Seewassers stellt es über die meisten benutzten Badequellen; auch wirkt es sehr reizend auf die Haut, befördert die Thätigkeit der Gefäße derselben, und dadurch den allgemeinen Blutumtrieb, und stärkt die Nerven. Doch vertragen es Nervenschwache und Hysterische oft nur warm und in der Vermischung mit süßem Wasser. Es wärmt den Körper und elektrisirt ihn durch den Wellenschlag. Seebäder sind heilsam bei Rheumatismen, Hypochondrie, Neigung zu Fehlgeburten, Blutungen, bei Scropheln, Drüsengeschwülsten, chronischen Hautübeln. Hysterische können sie nur mit Vorsicht gebrauchen. Die berühmtesten Badeorte Deutschlands sind Dobberan, Travemünde, Puttbus, Kiel, Danzig, Cuxhaven, Norderney, Wangerode, Warnemünde, Sconemünde; in Frankreich Dieppe und viele Orte der Westküste, die hierischen Inseln, Marseille und mehrere Orte der Südküste, Nizza u. a. m. in Italien.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 190.
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