Stethoskop, Hörrohr

[411] Stethoskop, Hörrohr, ein hohler, hölzerner Cylinder, welcher an dem einen Ende mit einer durchbohrten, zur Anlegung des Ohres passenden Scheibe versehen, an dem andern aber in eine 12–15 Linien breite Oeffnung ausgeschweift ist, die aber mittelst eines durchbohrten Einsetzers auch verengert werden kann. Durch ein solches Hörrohr belauscht nun der Arzt ganz genau die Stimme des Patienten, deren Laute für die Diagnose der Krankheiten sehr wichtig sind. So ertönt sie z. B. im ersten Stadium der Lungenentzündung wie ein knisterndes, im zweiten wie ein pfeifendes Rasseln; bei der Brustwassersucht ist sie ganz geräuschlos; bei der Lungensucht scheint sie direct aus dem Brustkasten herauszukommen; silberhell oder zitternd erklingt sie bei der Brustfellentzündung; und bei Herzkrankheiten vernimmt man beim Reden ein Blasebalg-, ein Raspel- und Sägegeräusch, ein Katzenschnurren, Unkenrufen etc. Bei Schwangerschaft hört man durch das S. den Herz- und Placentarschlag der Frucht, bei Knochenbrüchen das Aneinanderreiben der abgebrochenen Knochenenden etc. Doch darf man diesem[411] allerdings nützlichen, von dem Franzosen Laennec erfundenen und 1819 bekannt gemachten diagnostischen Instrumente keine zu große Wichtigkeit beilegen, da es nicht immer die Aufklärungen gibt, die man von ihm nach der Behauptung mehrerer französischer und englischer Aerzte in so reichlichem Maße erwarten kann.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 411-412.
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