Suppen

[481] Suppen, waren den Alten unbekannt: nur die Lacedämonier hatten eine Art schwarzer S'e, die sie gemeinschaftlich aßen und welche unserer Wellsuppe ähnlich gewesen sein dürfte. Der Gebrauch der S. ist daher jedenfalls sehr neu. Die Italiener kannten sie[481] im 16. Jahrhunderte noch nicht, und in England sind sie noch jetzt der Landesküche fremd. Wahrscheinlich ist die Brodsuppe nicht allein die einfachste, sondern auch die älteste aller S., deren Erfindung dem neueren Italien anzugehören scheint; denn Suppe kommt von dem ital. Worte Zuppo, Zuppa, welches sich auf schwammige Körper bezieht, die eine beliebige Feuchtigkeit eingesogen haben. Als Kost für Unbemittelte erfand in neuerer Zeit der Graf Rumfort die nach ihm bekannte Rumfortsche S ' e, welche aus Gerstengraupen, Kartoffeln, Erbsen, Schnitten von Weizenbrod, Weinessig, Salz und Wasser besteht, von denen die drei ersten Bestandtheile durch lange fortgesetztes Kochen aufs Genaueste mit dem Wasser vereinigt werden. 40 Loth von dieser also bereiteten S'e, in denen nicht mehr als 12 Loth fester Nahrungsstoffe enthalten sind, werden für hinreichend erachtet, den Hunger eines erwachsenen Mannes zu stillen. Diese und andere Suppen werden in den in neuerer Zeit errichteten Suppenanstalten meist mittelst der Dampfkochmaschine bereitet, und zu sehr wohlfeilen Preisen, eine gute Portion zu 2–3 Pfennigen, an die Armen abgelassen. Dergleichen Wohlthätigkeitsanstalten sind nun fast in allen bedeutendern Städten Europa's errichtet worden. Wo der Verkauf der S. die Ausgaben nicht deckt, wird das Fehlende durch milde Beiträge aufgebracht. Namentlich zeichnen sich hierin die Frauen aus durch ihren milden Sinn. So liefern sie z. B. in Leipzig zur Erhaltung der städtischen Suppenanstalt weibliche Arbeiten von ihrer eigenen Hand ein, welche an einem bestimmten Tage verlost werden, worauf das dafür gelöste Geld an die Casse der städtischen Suppenanstalt abgeliefert wird. – Die S'en eröffnen gewöhnlich die Mahlzeit; nur in Schweden beginnt das Mahl mit einer Collation von Anjovis, Hering und andern den Gaumen reizenden Speisen; in Spanien dagegen schließt die S. Mahlzeit.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 481-482.
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