Entelechie

[271] Entelechie (entelecheia) nennt ARISTOTELES die vollendete Wirklichkeit, das Ziel des Verwirklichens, die Actualität. Die energeia (s. d.), die Wirksamkeit eines Dinges, gestaltet sich zur entelecheia (synteinei pros tên entelecheian, Met. IX 8, 1050 a 23). Die »Entelechie« bezeichnet das durch das Wirken selbst erreichte Ziel (De an. II 4, 415 b 15 squ.). Die entelecheia ist zugleich der logos des dynamei des dynamei Seienden (De an. II 2, 41 a 25 squ.). Die Seele (s. d.) ist prôtê entelecheia des Organismus (De an. II 1, 412 a 27). Bei HERMOLAUS BARBARUS wird die entelecheia zur »perfectihabia«. Die Scholastiker halten an dem Begriffe der Entelechie fest, der auch als »endelechia« vorkommt, so auch bei MELANCHTHON: »Endelechia id est agitatio« (De an. p. 8 a). LEIBNIZ nennt die Monaden (s. d.) Entelechien, weil sie aus eigener Kraft ihre Zustände herausentwickeln und ihr Sein so verwirklichen. Sie haben eine gewisse Vollkommenheit in sich (echousi to enteles), eine Selbstgenügsamkeit (autarkeia), die sie gleichsam zu unkörperlichen Automaten macht (Monadol. 18). WUNDT betrachtet die Seele (s. d.) als Entelechie.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 271.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: