Problem

[141] Problem (problêma »Vorwurf«, Hingestelltes) ist eine der Beantwortung harrende Frage, eine Forschungsaufgabe. Die Art der Problemstellung ist von großer Wichtigkeit für die Entwicklung des wissenschaftlichen und philosophischen Denkens. Die philosophischen Probleme (s. unten) gehen aus dem Streben des Denkens, Einheit und Zusammenhang seiner Inhalte zu erzielen, und aus dem Bedürfnisse des (gemütvollen) Wollens nach Einheit und Festigkeit des Wertens hervor. Die Kunst der Problemstellung beginnt eigentlich mit SOKRATES, wird von PLATO, ARISTOTELES (vgl. Problem.) u. a. weiter ausgebildet (s. Aporem). – Nach MICRAELIUS ist »problema« »propositio habens interogationem, adeoque perquisitio rerum dubiarum et coniectura, qua ea, quae magis remotiora sunt in natura, quodam mentis acumine magis, guam certa indagine explorantur« (Lex. philos. p. 902. vgl. LEIBNIZ, Nouv. Ess. IV, ch. 2, § 7). KANT erklärt: »Probleme (problemata) sind demonstrable, einer Anweisung bedürftige Sätze oder solche, die eine Handlung aussagen, deren Art der Ausführung nicht umnittelbar gewiß ist« (Log. S. 175). – Nach HEYMANS entstehen Probleme in der Wissenschaft, »so oft gegebene Erscheinungen mit allgemeinen Sätzen, welche uns evident erscheinen, in Widerspruch geraten« (Ges. u. Elem. d. wiss. Denk. S. 7). – Die philosophischen Probleme lassen sich auf folgende Hauptfragen zurückführen: I. Theoretische: 1) Erkenntnisprobleme (s. d.). 2) metaphysische Probleme (s. d.): a. ontologisches, b. kosmologisches Problem. II. Praktische (ethische): 1) Sittlichkeitsursprung. 2) Wertprobleme (s. d.). Besondere philosophische Probleme sind u. a.: das Causalitäts-, Außenwelts-, Ich-, Seelen-, Wechselwirkungs-, Freiheits-, Gottes-, Unsterblichkeitsproblem. Nach HÖFFDING gibt es vier Hauptprobleme: »I. Das Problem von der Natur des Bewußtseinslebens (das psychologische Problem), II. das Problem von der Gültigkeit der Erkenntnis (das logische Problem), III. das Problem von der Natur der Daseins (das kosmologische Problem) und IV. das Wertungsproblem (das ethisch-religiöse Problem)« (Philos. Probl. S. 3. vgl. Gesch. d. neuern Philos. I). Vgl. FLÜGEL, Die Probleme d. Philos. 1876 und die Einführungen in die Philosophie von PAULSEN, KÜLPE, H. CORNELIUS, JERUSALEM, WUNDT, EISLER u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 141.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: