Jouffroy, Théodore Simon

[306] Jouffroy, Théodore Simon, geb. 1796 in Pontets, 1817-20 Professor an der Ecole Normale in Paris, hielt eine Zeitlang Privatvorlesungen, wurde dann Professor an der Sorbonne, später am College de France, gest. 1842.

J., der von Cousin ausgegangen, von der Schottischen Schule und von Maine de Biran beeinflußt ist, vertritt (wie Royer-Collard) eine Richtung der Philosophie, welche auf der Psychologie beruht. Die psychischen Vorgänge sind von den physischen scharf unterschieden, sie enthalten mehr als bloße Phänomene und deren Relationen, nämlich das Ich als wahre Ursache des Handelns, als Prinzip der Aktivität des Denkens und Wollens. Die Psychologie ist die Wissenschaft vom Ich (»du principe intelligence de l'homme, du moi«). Das Ich ist ein reales, durch seine Aktivität sich bekundendes Wesen. Die Seele ist einheitlich, obzwar sie sechs Grundfähigkeiten besitzt (Neigungen, Wille,. Bewegung, Ausdruck, Empfindung bzw. Gefühl, Denken). Jedes Wesen hat sein besonderes Ziel. Die Sittlichkeit besteht in der Erfüllung des menschlichen Zweckes (Nouv. Mélanges, S. 281 ff.). Das Schöne ist der Ausdruck des Unsichtbaren durch das Sichtbare.

SCHRIFTEN: Übersetzung von Dugald Stewarts Moralphilosophie mit Einleitung, 1826 und der Werke Reids, ebenfalls mit Einleitung, 1835. – Les sentiments du beau et du sublime, 1816. – Cours de droit naturel, 1834-35: 4. éd. 1866. – Mélanges philosophiques, 1833; 4. M. 1866. – Nouveaux mélanges philosophiques, 1842; 3. éd. 1875 (hrsg. von Damiron). – Cours d'esthétique, 1843; 3. éd. 1875. – Correspondance, hrsg. von A. Lair, 1901. – Vgl. OLLÉ-LAPRUNE, Th. J., 1899.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 306.
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