Newton, Isaak

[494] Newton, Isaak, 1642-1727, der berühmte Mathematiker und Physiker, ist auch für die Philosophiegeschichte von Bedeutung.

N., der neben Leibniz der Erfinder der Differentialrechnung (Methode der »Fluxionen«) ist und durch seine Gravitationstheorie die Mechanik des Himmels in universaler Weise begründet hat, betont, gegenüber den »verborgenen Qualitäten« und »substantialen Formen« früherer Forscher, die Notwendigkeit einer streng mechanisch-mathematischen, quantitativen Naturerklärung, welche sich unnötiger Hypothesen enthält (»hypotheses non fingo«) und sich vor allem der analytisch-regressiven Methode, welche von den Wirkungen zu den Ursachen zurückgeht, bedient. In der Physik hat die Metaphysik nichts zu tun, so sehr im Übrigen N. einer theistischen Weltanschauung zuneigt. Nicht von Hypothesen, sondern von den Erscheinungen selbst ist auszugehen, um die Naturkräfte (»vires naturae«) zu erforschen und durch diese die übrigen Phänomene zu erklären. Raum und Zeit sind nach N. etwas Objektives. Der Raum ist absolut, homogen, unbeweglich: »Spatium absolutum, natura sua sine relatione ad externum quodvis, semper manet similare et immobile«. Es gibt eine absolute Bewegung im leeren Raum. Ebenso ist von der relativen die absolute Zeit zu unterscheiden: »Tempus absolutum, verum et mathematicum in re et natura sua sine relatione ad externum quodvis, aequabiliter fluit atque nomine dicitur duratio«. Metaphysisch erblickt N. (wie H. More) im Raum das »Sensorium« Gottes, in dem alle Dinge von Gott wahrgenommen. werden.

Zu den Anhängern N.s gehören Clarke, Rogerus Cotes u. a., auch M. Knutzen, ein Lehrer Kants, welcher letztere zwar die absolute Wirklichkeit von Raum, Zeit usw. bestreitet, aber die »empirische Realität« der Natur im Sinne der Newtonschen quantitativ-mechanischen Auffassung auf feste, apriorische Grundlagen stellt.

SCHRIFTEN: Naturalis philosophiae principia mathematica, 1687, 1713, 1726, 1878 u. ö.; deutsch 1872. – Treatise of Optic, 1704, 1717. – Arithmetica universalis, 1707. – Opera omnia, 1779-86; Opuscula, 1774. – Vgl. BREWSTER, N., 1832, 1893; deutsch 1833. – K. DIETERICH, Kant und N., 1877. – ROSENBERGER, I. N. u. seine physikalischen Prinzipien, 1893. – BLOCH, La philos. de N., 1908.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 494.
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