Newton

Newton

[277] Newton (Isaak), einer der scharfsinnigsten Gelehrten aller Zeiten und insbesondere der Begründer der neuern mathematischen Naturlehre, um die er sich das wichtigste Verdienst durch die Entdeckung von der allgemeinen Anziehung oder Gravitation (s.d.) erworben hat, war 1642 zu Woolsthorpe in der engl. Grafschaft Lincoln geboren.

Der Vater starb ihm schon vor der Geburt und die Mutter wollte den schwächlichen, nach ihrem Ermessen wenig befähigten Knaben, nachdem er wenige Jahre die gelehrte Schule eines benachbarten Städtchens besucht, zu ihren landwirthschaftlichen Geschäften anleiten. Auf Betrieb eines Oheims aber, welchem seines Neffen ausgezeichnetes Talent für Herstellung mechanischer Gegenstande und dessen früh an den Tag gelegte, beharrliche Neigung zu mathematischen Studien nicht entgangen war, kehrte N. in die Schule zurück und bezog, nachdem seine Jugend während der stürmischen Zeiten der engl. Republik verflossen war, 1660 in dem Jahre der Wiederherstellung des Königthums die Universität Cambridge. Dort nahm sich der berühmte Mathematiker D. Barrow seiner besonders an und N. zeichnete sich auch bald durch wichtige mathematische Entdeckungen aus. Schon 1666 fand er Mittel, Verhältnisse, die nicht genau anzugeben sind, annäherungsweise so genau zu finden, daß es für jeden Zweck hinreicht, und nannte später diese von ihm aufgefundenen Eigenschaften mathematischer unendlicher Reihen Fluxionen, gerieth aber noch 1712 deshalb in einen ärgerlichen gelehrten Streit mit Leibnitz (s.d.), der Dasselbe unabhängig für sich später entdeckt, Differentiale genannt und vor N. veröffentlicht hatte. N. lehrte zuerst die Zusammensetzung des weißen Sonnenlichts aus verschiedenfarbigen Lichtstrahlen (s. Farben und Prisma), und in Bezug auf diese Entdeckung hat man seiner 1750 in der Kirche des Dreifaltigkeitscollegiums zu Cambridge errichteten Statue ein Prisma in die Hand gegeben. Zu vielen andern seiner wissenschaftlichen Entdeckungen und Verbesserungen gehört die Verbesserung der Spiegelteleskope; auch hatte er Forschungen in Bezug auf die Chronologie früherer Zeiten angestellt, die aber unvollendet blieben und wie die in seinem Nachlasse gefundenen Erläuterungen der Vorhersagungen des Propheten Daniel und der Offenbarung Johannis erst nach seinem Ableben veröffentlicht wurden. Die letztern deuten an, wie sehr N. von Jugend auf den Lehren der engl. Kirche zugethan war. In Cambridge bekleidete N. seit 1669 die Stelle des D. Barrow und war Vertreter der Universität in dem Parlamente, welches nach Jakob II. Flucht den engl. Thron für erledigt erklärte. Im J. 1699 zum Münzmeister ernannt, kam er durch seine amtlichen Geschäfte auf chemische Untersuchungen, welche ihn aber der Verlust der darauf bezüglichen Handschriften und seines Laboratoriums durch eine Feuersbrunst verleidete. Es konnte nicht fehlen, daß der berühmte Mann vielfältig ausgezeichnet wurde; so ernannte ihn die londoner Societät der Wissenschaft zu ihrem Präsidenten, die pariser Akademie zu ihrem ersten ausländischen Mitgliede, die Königin Anna erhob ihn zum Ritter. In den letzten zehn Jahren seines thätigen Lebens suchte er sich besonders die seinem sanften Charakter entsprechende Ruhe und Muße zu sichern und starb nach kurzer Krankheit am 20. März 1727. Er hatte ein angenehmes Äußere, war von mittler Statur und nie verheirathet, daher er ungeachtet seiner großen Wohlthätigkeit, bei seiner stillen Lebensweise ein ansehnliches Vermögen hinterließ. Seine Leiche ließ König Georg I. auf einem Paradebette ausstellen und in der Westminsterabtei zu London beisetzen, wo seine Familie ihm 1731 ein prächtiges Denkmal errichtete.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 277.
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