6. Rabbi Josua ben Chananja.

[393] Kaum braucht R. Josuas Milde im Leben wie in der Lehre dokumentiert zu werden. Seine Einsprache gegen die Entscheidung durch das Bat-Kol: ןיחיגשמ ןיא לוק תבב, seine kühne Äußerung איה םימשב אל, daß nicht die Himmelsstimme sondern nur die Majorität den Ausschlag geben könne (Baba Mezia 59a), sein Grundsatz, daß nicht unerträgliche Erschwerungen auferlegt werden dürfen: אלא רובצה לע הריזג ןירזוג ןיא הב דומעל ןילוכי רובצה בור ןכ םא (Baba Batra 60 b); sein scharf rügendes Urteil gegen die schammaitischen Erschwerungen: לכ ןמש האלמ איהש תיבחל האס וקחמ םויב וב ןמשה תא תרזפמ םימ הכותל ןתונ התאש התאש המ [393] (Sabbat 153 b),11 sind bekannt. Minder bekannt ist seine gegen die damalige Anschauung höchst nüchterne und prosaisch klingende Sentenz, daß man sich nicht den ganzen Tag mit dem Gesetzesstudium zu beschäftigen brauche, daß vielmehr derjenige die ganze Thora erfülle, der morgens und abends einige Halachas sich einprägt, im übrigen aber seiner Nahrungsbeschäftigung nachgeht: תוכלה יתש םדא הנוש רמוא עשוהי 'ר וילע ןילעמ םויה לכ ותכאלמב קסועו תיברעב םיתשו תירחשב הלוכ הרותה לכ םייק וליאכ (Mechilta P. Beschalach, p. 32. Ed. Amst.). Vergegenwärtigt man sich diese Eigentümlichkeit R. Josuas, so dürfte man es nicht bedenklich finden, den rügenden Ausspruch gegen die unzähligen Halachas ohne biblische Basis auf diesen Tannaiten zurückzuführen: תוליעמו תוגיגח תבש תוכלה תובורמ תוכלהו טעומ ארקמ הרעשב ןייולת ןיררהכ. Als Beweis dafür kann der in der Tosifta erhaltene Schluß gelten: אתבצ אדבעתמ אתבצב אתבצ רמוא עשוהי 'ר היה ןאכמ ?תוה יאמ אתיימדק (T. Chagiga, c. 1). Dieser Passus gibt keinen Sinn, wenn man ihn nicht als Rüge auffaßt: Man kann wohl mit einer Zange viele andere verfertigen, d.h. aus einer Halacha viele folgern, aber die Frage ist, ob die erste in der Schrift begründet sei.12 – Als Ergänzung zur Charakteristik R. Josuas gehört seine Ansicht über die Teilhaftigkeit frommer Heiden an der Seligkeit, die er im Gegensatze zu R. Elieser geltend gemacht hat. Die Stelle findet sich ausführlich in (Tosifta Synhedrin, c. 13) לכ רמוא א"ר םיעשר ובושי רמאנש אבה םלועל קלח םהל ןיא (לצ"כ) םיוג 'וכו ובושי בותבה רמא וליא עשוהי יבר ל"א .םיוג לכ הלואשל 'הלא יחכש בותכה רמאש וישכע – ךירבדכ רמוא יתייה קותשו אבה םלועל קלח ןהל שיש םלועה תומואב םיקידצ שי אה. Diese Stelle war ursprünglich auch im Talmud aufgenommen (Synhedrin 105 u); merkwürdigerweise ist der Schluß geradezu weggelassen worden.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1908, Band 4, S. 393-394.
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