3) Seine Tätigkeit in Portugal.

[518] Nach der Quelle (o. S. 513 VIII), traf David November 1525 in Portugal ein. Seine Beschreibung der Vorgänge während seines Aufenthaltes daselbst bis zur Abreise nimmt mehr als 50 Blatt des Manuskriptes ein. Der zwölfte Teil ist ausgefüllt mit Zänkereien und Stänkereien, die er mit seiner Dienerschaft hatte. Aber auch das historisch Wichtige würde hier zu viel Raum einnehmen, es müßte besonders ediert werden. Der Hauptinhalt ist, daß er von Marranen umschwärmt war, daß jüdische Gesandtschaften aus Afrika ihn aufgesucht und daß der König João III. und die Königin ihn mit großer Auszeichnung behandelt haben. Der König habe ihm versprochen, 8 Schiffe mit 4000 Kanonen ihm zur Verfügung zu stellen, sei aber eifersüchtig gewesen, daß er sich von den Marranen die Hände küssen lasse: יל ןתנ ךלמה ןכ רחאו תא קשיש םדא םוש חינת אל .דסחה הז יל השעת .ילא רמאו ודי יקירומ םיפלא 'ד םע ןסינ שדחב תוניפס 'ח יל רדנ ךלמהו .ךידי .םינטקו םילודג שא

Er berichtet auch, daß Miguel da Silva, welcher ihm als Gesandter in Rom feindlich war, als königlicher Rat seine Pläne zu vereiteln suchte, indem er dem Könige stets vorhielt, Davids Absicht sei, die Marranen zum Judentume zurückzuführen. Das habe er dem Könige schon vor Davids Ankunft insinuiert: ךלמה ינפל דמוע היה .... הנה דע אמורמ ילש ביואה לקימ ןודו ידגנכ רבדמ היה אוהו ךלמהמ דוסה לעבו ... ךלמל הנשמ היה וכו בירחהל (דוד) אב יכ ךל יתרמא אלה .... ליקימ ןוד רמא זאו .... ךלש םירש וינפל חלשת םאו .םידוהי םיסונאה ריזחהלו ךתוכלמ ווליו םהינבו םהישנו םה וינפל םיסונאה לכ ואצי .וחוא ווליש .םידוהי ורזחיו םהיניב םירצונה לע הצע וצעיו ותוא

Die Verehrung für ihn, welche die Marranen öffentlich kund gaben, brachte ihn in Verdacht und bestätigte die Angaben Don Miguels. David erzählt, der König habe ihn einmal rufen lassen und ihm Vorwürfe gemacht, daß die Marranen mit ihm in einer Synagoge zum Gebet zusammenkämen: ינא (ךלמה) יל רמאו םיסונאה ריזחהל ידכ תאב התא יכו יל רוזעל תאב יכ יתחמש םיארוק ךמע םיללפתמ םה םיסונאה ךיא יתעמש ינאו .םידוהי םהלשכ תסנכה תיב תישע התאו הלילבו םויב ךלש םירפסב. David stellte aber dieses Faktum in Abrede und erklärte es als eine Verleumdung. Aus seiner Darstellung geht mit Entschiedenheit hervor, daß die Beschneidung, welche der königliche Sekretär Diogo Pires oder Salomo Molcho an sich vollzogen hatte, zuletzt den König so aufgebracht hat, daß er David den Abschied gegeben, indem er bemerkte, daß er nicht imstande sei, in diesem und in den folgenden Jahren ihm Schiffe zu stellen. ךלמה ינפל יתכלה םויה הזבו לוכי ינא ןיאו תושעל םיבר םיקסע יל שי ינא ךיה :ימע רבדו םאו .... האבה הנשב אלו הנשה תאזב אל ךמע תוניפסה חולשל אמורב רוזחלו תכלל הצרת םא וא .... רסיק ךלמ לא ךלת הצרת 'ח דע רבדה בושחתו .... ץופחת רשא תא ךל רחב ץ"יפב וא .. .םימי Die Veranlassung der plötzlichen Ungnade soll ihm die Königin eröffnet haben, weil David den Sekretär beschnitten und mit den Marranen heimliche Beratungen gepflogen habe ילא ידעב החלש ותשא הכלמהו התא יכ ךילע עמש ךלמה ... ילא ... הבישהו ... ינשה םויב םגו םידוהי םיסונאה תרזחהו הלימ תירב ולש רפוסה לא תישע וידבעו ךלמה ירש לכו .ךלמה דגנכ םיסונאה םע תוצע השוע התא .הז רובעב רבד ךילע ןתי אלש ךלמל םירבדמ

Am meisten feindselig zeigte sich ihm לקימ ןוד, Miguel da Silva, der auch verhinderte, daß das ihm vom König verheißene Ehrengeleite und die Ehrengeschenke gewährt wurden. Dieser Don Miguel, später Bischof von Viseu, Liebling der drei Päpste, Leos X., Clemens' VII. und Pauls III., welche ihn zum Kardinal erheben und in Rom behalten wollten, wurde deswegen nach Portugal [519] zurückberufen und von João III. ingrimmig gehaßt und verfolgt (Herculano II, p. 304 f.). Als er nach Rom entflohen und zum Kardinal kreiert war, unterstützte er energisch die Anstrengungen der Marranen in Rom, die Einführung der Inquisition in Portugal bei der Kurie zu hintertreiben (Herculano II, p. 310 f. und III, p. 58 f.). In des Königs ingrimmigen Haß gegen die Marranen, welcher sich durch den Widerstand steigerte, wurde Miguel da Silva hineingezogen. – Die Zeit der Abreise Davids von der Residenz Almerin ist nicht angegeben, sie muß indes im Sommer 1526 erfolgt sein, denn im Dezember desselben Jahres war er bereits in Almerin, wovon weiter unten. Es ist zwar im Ms. angegeben, daß er zwei seiner Diener, mit denen er fort und fort Stänkereien hatte, im Adar (März) 1527 entlassen habe. ירחאו ז"פר רדא שדחב ינממ םעסנ. Es ist aber gewiß ein Schreibfehler, statt ו"פר. Der König gewährte ihm eine Frist von zwei Monaten, sich einzuschiffen, er aber hielt sich noch einmal so lange auf der Rückreise, namentlich in Tavira, auf, um mit dem Hofe durch schwindelhafte Aufmerksamkeiten und Vorwände wieder anzuknüpfen, und verkehrte auf dem Wege von Almerin bis zur Hafenstation mit Marranen: דמעו םישדח 'ב םא יכ הנה דומעיש תושר ול ןתנ אל ךלמהו םיסונאה ריזחהל םא יכ הנה דמוע וניאו ..... םישדח 'דל ךומס הלילו םוי ותיבב םה יכ םידוהי. Endlich wurde er gezwungen, die Hafenstadt Tavira (הליואט) zu verlassen und sich einzuschiffen. Im Hafen von Almeria auf spanischem Gebiete wurde er und seine Begleitung angehalten, weil er als Jude den spanischen Boden nicht betreten durfte. Er zeigte zwar die vom Papste erhaltene Bulle vor, aber die spanischen Behörden gaben nichts darauf und gestatteten ihm nur, einen Boten an den Kaiser Karl V. zu senden, der damals in Granada geweilt. Nach 12 Tagen kam sein Bote mit einem Geleitschreiben für ihn vom Kaiser, daß ihm gestattet werde, durch das spanische Gebiet zu Wasser und zu Land zu reisen. Nichtsdestoweniger wollte ihn der Alkalde nicht ziehen lassen, weil ihn der Großinquisitor von Murcia (האיסרומב רמועה לודגה רקוחה) bedeutet habe, ihn in Gewahrsam zu bringen. Erst nachdem dem Inquisitor das Schreiben des Kaisers vorgelegt worden war, gestattete er ihm die Weiterreise. Hierbei bricht der Reisebericht Davids ab.

Seine anderweitigen Fährnisse erfahren wir nur aus dem Berichte seines Begleiters Salomo Kohen, welcher sämtliche Ausgaben aufzeichnete, die er in Davids Auftrage gemacht hatte, bis zur Zeit, als das Schiff, das ihn trug, im Monate Ijar (Mai) 1527 an einer Insel Schiffbruch erlitten hatte. ינא בותכא הפ רשא תואצוהה לכ תא (? הגארפמ ,הטרפמ) הונרפמ ןהכ המלש םויב יכ ו"פר תבט שדחל י"ח םוימ דוד 'ר .. וננודא דעב יתישע איצוה רשא לכ תאמ ויירוקמ ןיצ ןב דימ ןובשחה יתחקל אוהה .. תואצוהה יתישע ןכ ירחאו ... הנירמלא דע הליואט ןמ אוה םויב יכ .ז"פר רייא שדח יצח םויה דע .... ו"פר תבט ח"י םוימ .םישדח ב"י ומכ םרש ונלש הניפסה הרבשנ אוהה

Weiterhin berichtet dieser Salomo Kohen, aber in einem Tenor, als wenn David ihm diktiert hätte, daß ihm nach dem Schiffbruche viele Wertsachen von einem spanischen Granden Claromonte konfisziert worden sind, obwohl er ihm die Pässe vom Papste, dem Könige von Portugal und dem Kaiser nebst Geschenken zugesandt hatte. Hierbei sind auch genaue Data angegeben, aber sie stimmen nicht ganz zu den ersten. רשה חקלש םינינעה לכ תא .... המלש ינא בותכא הפ טאקוד 'כ .. דוד .. תאמ ז"פר רייא חריל 'ג םויב וטנומראלקמ לע ז"פר רייא שדחל ד"י 'ב םויב יטנומראלקמ רשה לא בהז רשד לא ירדאב ויתחלש ותואו ונלש הניפס לעב הלוב הלאירבג לכ תא..רשה לא יהחלש ןכו ... ןוחטבה תא ונל איבי ןעמל ךלממו רויפיפאהמ ןה ידיב ויהש ... םיבתכמה לכו הלובה רייא שדחל םימי ו"ט ישילשה םויב יהיו ... רסיקמו לאגוטרופ ריעהמ קוחר םיה יאל ירדאמ וירש לכ םע ונילא רשה אב ז"פר אל ... ונל רשא לכ וחקלו ויתרשמ ונתוא ושפתו .. ןילימ 'ד איהה הניפסה תאמ םתוא יתחקל ינאו .וחקל אל רשא המואמ ונל ראשנ .העבטנ םרטב

[520] Zum Schluß des Berichtes ist angegeben, daß Don Claromonte David und seine Begleiter im Monate Ab (Juli) 1527 nach Avignon gebracht und daß er von den Gemeinden von Avignon und Carpentras als Lösegeld für die Gefangenen 600 Dukaten empfangen habe. Außerdem hätten die Juden große Ausgaben gemacht, um nach Rom zu senden, damit der Rest des geforderten Lösegeldes erlassen werde, weil Claromonte sehr viel verlangt und den Schreiber als Geisel zurückbehalten habe. ונמע אב ז"פר בא שדחל ד'כב ןכ רחא רשה לבק דוע .ןויניואב ונכילוהו (?) הריילונהקומ שארה חא ... דעב היתוביבסו שארטניפרקו ןויניוא ק"ק ינבמ טנומראלקמ .. םידוהיה דימ לבק ... רשא ... בהז 'קוד תואמ שש ךס ... דוד חלשל םידוהיה ושעש תואצוהה דבלמ הזו ... םהינפל וננחתהב רקח ןיא דע תולודג לאוש היה יכ .ןוידפה רתומ לוטב דעב המורב עשת ךס דוע וילא עורפל (? יפוג) ופוג דבעתשהל ינחירכהש .טאקוד תואמ

Erstaunlich sind die Summen, über die David zu verfügen gehabt haben will. Die Reisespesen für die Hin- und Rückreise in Portugal sollen 2200 Dukaten, die Geschenke, die er den Dienern des portugiesischen Königs gemacht haben will, beinahe ebensoviel und die Wertsachen, die ihm Don Claromonte abgenommen, beinahe ebensoviel betragen haben.

David Rëubenis Bericht ist indes nicht als lauter Aufschneiderei anzusehen. Nüchterne Berichterstatter als Augenzeugen bezeugen die Hauptfakta.

Farissol, ein zeitgenössischer, glaubwürdiger Zeuge bestätigt, daß David Rëubeni Zutritt beim Papste und bei Kardinälen gehabt, und daß er sich gegen Juden hochfahrend und gegen hochgestellte Christen keineswegs kriechend benommen habe, sondern seiner Rolle als Gesandter einer jüdischen Großmacht treu geblieben sei. Nach Farissols Angabe hatte David in der Tat ein Beglaubigungsschreiben und Zeichen von portugiesischen Agenten aus Afrika mitgebracht, und diese wurden vom König von Portugal als echt anerkannt. Sonst ist es auch gar nicht denkbar, wie er den päpstlichen und den portugiesischen Hof so lange in Täuschung halten und so vieles bei ihnen hätte durchsetzen können. Farissols betreffende Worte lauten: ידוהיהש רויפיפאה לא (לאגוטרופ ךלמ) כתכו אב דע םישדח 'חכ אמורב בשיו .. םינמאנ וירבחו ןמאנ הזה וינינעו וירבד תתימא לע לאגוטרופ ךלמ תבושת. Joseph Kohens Bericht über David ist zwar auch nicht ganz genau. Er läßt ihn (in der Chronik und in Emek ha-Bacha) zuerst in Portugal auftreten, dann erst nach Italien kommen und dort bei den Juden Hoffnungen erwecken. Das ist aber nach Davids eigener Darstellung und nach Farissols von Augen- und Ohrenzeugen vernommenem Bericht unrichtig. Joseph Kohen scheint Davids ersten Aufenthalt in Italien gar nicht zu kennen; seine Angaben betreffen dessen zweiten Aufenthalt daselbst. Er bestätigt indes, daß David in Avignon war: עסיו ןויניבאל ךליו התפרצ דמעיו האילאטיאל אביו םשמ.

Zunz' Datumangaben für Davids Reisen zu Itinerary of Benjamin of Tudela (ed. Ascher II, p. 271 f.) sind ungenau; sie sind um ein ganzes Jahr zu viel.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1907, Band 9, S. 518-521.
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