Elam

[662] 462. Noch weit dürftiger ist aus diesen Jahrhunderten unsere Kunde über die Geschicke Elams. Die einheimischen Listen nennen nach Kuknašur, dem Zeitgenossen Ammiṣaduqas (§ 435), aus den beiden nächsten Jahrhunderten nur ganz wenige Herrschernamen. Vielleicht ist Elam seit dem Ende der ersten Dynastie von Babel wieder völlig unabhängig geworden. Aus babylonischer Quelle erfahren wir von dem Angriff Eagamils, des Königs des Seelandes (§ 458); das wird durch die Angaben des elamitischen Herrschers Untaš-gal (?) ergänzt, der sich rühmt, »den Gott Immirija (vielleicht identisch mit Adad, § 396 A.), den Schirm des Kaštiliaš, erbeutet und im Tempel aufgestellt« zu haben; Kaštiliaš ist der Kossaeerkönig, der mit seinem Bruder zusammen dem Reich der Dynastie des Meerlandes ein Ende gemacht hat. Untaš-gal (?) ist nach [662] jahrhundertelanger Unterbrechung der erste König, von dem wir wieder Inschriften haben (abgesehen von einem Ziegel seines Vaters Humban-ummena); und diese beweisen, daß sich Elam jetzt völlig selbständig gemacht hat. Er verwendet gelegentlich noch die semitische Sprache, aber daneben, und in den Ziegelinschriften seiner zahlreichen Tempelbauten allein, die elamitische, zum ersten Male seit Naramsin und Bašašušinak, aber jetzt, wie bei Naramsin, mit Keilschrift geschrieben; unter den folgenden Königen wird dann das Elamitische ausschließlich gebraucht. Die Herrscher haben jetzt den Königstitel angenommen; ihr Reich nennen sie »das susische Anzan« (oder »Anzan und Susa«, Anzan Šušunqa, vgl. § 363 A.); daneben wird dann der einheimische Volksname Hatamti (§ 363) erwähnt und später auch in die Titulatur aufgenommen. Es ist sehr wohl möglich, daß diese Reaktion gegen die fremde Sprache und die Abhängigkeit von dem Kulturreich in Sinear-die auch darin kenntlich ist, daß die babylonischen Götternamen, die in den älteren semitischen Inschriften nicht selten vorkommen, jetzt fast völlig verschwinden-dadurch herbeigeführt ist, daß ein Gebirgsstamm und dessen Häuptlinge sich der Herrschaft über Susa bemächtigt haben; auch die früheren Angriffe auf Sinear sind ja vermutlich mehr von diesen als von Susa selbst ausgegangen (vgl. § 434). – Nach Untaš-gal, der also kurz vor 1700 regiert hat, nennen die Listen noch ein paar Herrschernamen; dagegen fehlen hier wieder alle Denkmäler, die erst im dreizehnten Jahrhundert aufs neue einsetzen.


Inschriften des Untaš-gal: Délég. en Perse III (él.-anz. I) p. 3-39 [ebenda p. 1 eine Inschrift seines Vaters]. V (él.-anz. II) p. 7. 87f. [ebenda p. 1 eine Inschrift seiner Frau]. XI (él.-anz. IV) 12f. Erwähnung des Kaštiliaš: X (élam.-sém. IV) 85. – Die Königslisten (§ 416 A.) bieten nach Kuknašur (§ 435) nur folgende Namen (bei denen šak »Sohn« ebenso wie ruchušak auch nur »Nachkomme« bedeuten muß):


Pahir-iššan, Nachkomme des Igihalki

Attarkittah, Sohn des Igihalki,

Untaš-gal, Sohn des Humban-ummena,

Unpahaš-gal, Sohn des Pahir-iššan,

Kidin-hutran, Sohn des Pahir-iššan.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 81965, Bd. 1/2, S. 662-663.
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