Bogen

Fig. 28, Fig. 29, Fig. 30. Bogenschützen des 11. Jahrhunderts.
Fig. 28, Fig. 29, Fig. 30. Bogenschützen des 11. Jahrhunderts.

[80] Bogen. Wenn auch weder Tacitus noch Cäsar des Bogens bei den Germanen Erwähnung thun, so ergiebt sich aus Gräberfunden mit Sicherheit, dass schon die Urgermanen Bogen und Pfeil gekannt haben. Der Bogen war am liebsten aus dem Holze der den Todesgöttern heiligen Eibe geschnitzt; doch kommt auch Ulmen- und Eschenholz vor, auch Bogen von Horn waren im Gebrauche. Der Pfeil bestand aus Stein, Knochen und Eisen. Der Bogen heisst gotisch und altsächsisch bogo, ahd. poko, der Pfeil ahd. strâla, der Pfeilschaft zein; phîl aus lat. pilum ist eigentlich die Pfeilspitze. Die Pfeile sind entweder mit einer Angel zum Einstecken in den Schaft versehen oder haben eine Tülle, welche über den Schaft geschoben wird. Die letztern sind entweder bolzenförmig vierkantig oder rautenförmig oder blattförmig oder mit Widerhaken versehen. Im 4. Jahrh. wird des Bogens auch von Schriftstellern gedacht. Die lex salica enthält eine besondere Busse für Beschädigung des Zeigefingers, womit man den Pfeil abschnelle. Auch in den Heldengedichten, im Waltharilied, im Beowulf und im Nibelungenlied wird der Bogen erwähnt. Vorzügliche Schützen waren zu aller Zeit berühmt, besonders that der Bogen auf der Jagd gute Dienste. Im Mittelalter hatten bei den Deutschen Bogen und Pfeil nur geringe Bedeutung als eigentliche Kriegswaffe, während schon im 10. Jahrh. die sagittarii der Franzosen beim Belagerungskriege eine bedeutende Rolle spielen; von den Herren wurde die Waffe nur zur Jagd und zu Waffenübungen gebraucht. In den Niederlanden errichteten die Städte im 13. Jahrhundert Bogenschützengesellschaften. Ganz besonders verbreitet[80] und beliebt war aber die Waffe in England, wo Sachsen und Normannen in geschickter Handhabung des Bogens wetteiferten. Hier trat der Adel an die Spitze der Bogenschützen, die wesentlich zu den Erfolgen über die Franzosen beitrugen. Deshalb war auch der Widerstand gegen die Einführung der Handfeuerwaffen nirgends grösser als in England, so dass noch unter Elisabeths Regierung die Bogenschützen in vollem Ansehen standen und noch 1627 als regelmässige Truppen vorkamen. Auf dem Festland waren sie seit Anfang des 16. Jahrh. verschwunden. Jähns, Geschichte d. Kriegswesens, und Lindenschmidt, deutsche Altertumsk. San Marte, Waffenkunde. Siehe Fig. 28 bis 30, nach dem Teppich von Bayeux (vgl. den Art. Teppiche), aus Müller und Mothes, Arch. Wörterb.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 80-81.
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