Waisenhäuser

[1062] Waisenhäuser, von ahd. weisi, mhd. weise = beraubt, entblösst, das Wort Waisenhaus zuerst 1618 nachgewiesen. Waisenhäuser finden sich mehr bei den germanischen, Findelhäuser bei den romanischen Völkern. Das erste in der Geschichte bekannte Waisenhaus ist die von Kaiser Trajan gemachte Stiftung für 5000 Waisenkinder; im Jahr 330 n. Chr. wurde in Konstantinopel ein Waisenhaus gegründet; das älteste französische soll das durch den Bischof von Angers 654 gestiftete sein. In Deutschland kommt im. 9. Jahrhundert im Kloster Weissenburg eine solche Anstalt vor, bürgerliche Waisenhäuser scheint es dagegen hier nicht vor dem 14. Jahrhundert gegeben zu haben; sie blieben auch von da bis ins 17. Jahrhundert noch selten, da man die Sorge für Waisen meistens den bestehenden Armenanstalten und Krankenhäusern überliess. In einzelnen Fällen gewährte auch die Obrigkeit einen Beitrag, um einem elternlosen Kinde zu helfen, oder man setzte ein wöchentliches Almosen dafür aus und gab etwa ein Waisenkind zur Verpflegung auf das Land. Ein Findelhaus wird im 7. Jahrhundert in Trier erwähnt; zu Florenz 1316 und zu Paris 1362, in Deutschland im 14. Jahrhundert zu Freiburg der funden kindlîn hûs, und 1386 zu Ulm; 1473 zu Esslingen.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 1062.
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