Cyprianus, SS. (13)

[703] 13SS. Cyprianus, Justina et Theoctistus (Theognitus), MM. (26. Sept.). Dieser hl. Cyprian, zum Unterschied vom hl. Bischofe Cyprian von Karthago (mit dem er gar oft und selbst von Gregor von Nazianz verwechselt worden) der Zauberer beigenannt, war aus Antiochia, einer zwischen Syrien und Arabien gelegenen und von der Hauptstadt Syriens verschiedenen Stadt, gebürtig, und wurde von seinen Eltern, die höchst abergläubisch waren, in allen gottlosen Geheimnissen des Heidenthums und der Zauberei unterrichtet. In der Hoffnung, neue Kenntnisse sich zu erwerben, unternahm der junge Cyprian Reisen nach Athen, auf den Berg Olympus etc., nach deren Vollendung er sich allen Lastern ergab und seine Kenntnisse zur Verführung der Jungfrauen anwendete. Zu Antiochia lebte nun zur selben Zeit eine durch Geburt und Schönheit ausgezeichnete Jungfrau, Namens Justina, deren Eltern dem Götzendienste anhingen, die aber das Glück hatte, Jesus zu kennen und ihre ganze Familie zum Glauben an Ihn zu bringen.60 Da alle Bemühungen eines heidnischen Jünglings, Agladius (Aglaides) mit Namen, der in heftiger Leidenschaft gegen sie entbrannt war, sie für sich zu gewinnen, vergeblich waren, nahm er seine Zuflucht zu den Zauberkünsten des Cyprianus, der bald dieselbe Leidenschaft wie der Jüngling für die hl. Jungfrau fühlte und auch Alles aufbot, dieselbe für sich zu gewinnen. Heftig umlagert, und wie es in den interpolirten Acten steht, die Gewalt des Satans wirklich fühlend, verband Justina mit dem Vertrauen auf Gott Wachsamkeit und Gebet, und trieb die Feinde ihres Heils in die Flucht. Da sich Cyprian durch eine höhere Kraft besiegt sah,61 fing er [703] an, über die Schwäche der höllischen Geister nachzudenken, und entschloß sich bald, ihren Dienst zu verlassen. Der böse Feind, über den Verlust eines Menschen ergrimmt, durch den er so viele Andere hätte in sein Verderben ziehen können, fiel den Entronnenen mit allen Mitteln seiner höllischen Macht an, und versetzte ihn in eine furchtbare Schwermuth und Verzweiflung, die jedoch dadurch gehoben wurde, daß ihn Gott an den hl. Priester Eusebius anwies, den er schon seit Längerem kannte. Eusebius nahm ihn liebreich auf, erquickte ihn, da er schon drei Tage lang nichts mehr genossen hatte, mit Speisen, und führte ihn in die Versammlung der Christen, deren Anblick ihn ganz aufrichtete und solchen Eindruck auf ihn machte, daß er glaubte, unter die Chöre der englischen Geister zu treten. Mit ihm bekehrte sich auch Agladius und ließ sich taufen; Justina aber lobte Gott und ließ sich, zum Zeichen, daß sie Gott ihre Jungfrauschaft weihe, die Haare abschneiden und vertheilte ihre ganze Habe unter die Armen. Der hl. Gregor von Nazianz beschreibt mit wunderbarer Zierlichkeit die glückliche Umwandlung, die mit Cyprian vorgegangen war, und fügt bei, aus Demuth habe er eines der niedrigsten Kirchenämter begehrt; die Kaiserin Eudoxia, welche die Geschichte des hl. Cyprian und der Justina in schönen Versen beschrieben hat, sagt, er sei Pförtner (Ostiarius) geworden; einige Zeit nachher aber habe man ihn zum Priester geweiht, und später sei er auf den durch den Tod des Anthimus erledigten Bischofsstuhl von Antiochia erhoben worden. In der Diokletianischen Verfolgung wurde Cyprian verhaftet und vor den Statthalter Phöniciens geführt, während der hl. Justina dasselbe Loos zu Damascus ward, wohin sie sich zurückgezogen hatte. Da diese Stadt zu derselben Provinz gehörte, so mußte sie ebenfalls vor dem Statthalter Phöniciens erscheinen und mit Cyprian Vieles leiden. Der Statthalter, der nach den oben berührten Acten Eutolmus hieß, ließ den hl. Cyprian aufhängen und mit scharfen Werkzeugen zerfleischen, die hl. Justina aber mit Ochsensehnen grausam mißhandeln, und als dieses ihre Standhaftigkeit nur noch steigerte, eine große Bratpfanne (sartaginem ignis) herbeibringen, Pech, Wachs und Unschlitt in dieselbe legen und die beiden christlichen Bekenner hineinwerfen. Beim Anblicke dieser Qual wurde die hl. Justina von einiger Furcht befallen; allein Cyprian sprach ihr Muth zu, und so sprang sie dann, sich mit dem Kreuze bezeichnend, muthig in die geschmolzene Masse, was ihr aber nicht schadete. Hierauf wurden sie mit Ketten beladen nach Nikomedia geführt, wo Diokletian Hoflager hielt. Sobald der Kaiser den Brief des Statthalters gelesen hatte, verurtheilte er sie zum Tod durch Enthauptung, welches Urtheil an den Ufern des Flusses Gallus bei Nikomedia im Jahre 304 vollzogen wurde. Auf der Richtstätte angekommen, stellte Cyprian seine hl. Kampfgenossin vor sich hin, damit sie zuerst den Todesstreich empfange, in der Besorgniß, sie möchte, wenn sie Blut fließen sähe, erschüttert werden. Schon war Justina enthauptet, als Theoktist (Theognitus), der eben vorbeiging, den hl. Cyprian umarmte und küßte. Nachdem der hl. Cyprian den Schwertstreich erhalten hatte, wurde auch jener auf den Befehl eines Höflings, der zugegen war, enthauptet. Die Leichen dieser hhl. Martyrer sollten den wilden Thieren vorgeworfen werden; allein die Gläubigen nahmen sie heimlich weg, und brachten sie zu Schiffe nach Rom, wo man sie in der Folge, wie es im Mart. Rom. u. im röm. Brevier am 26. Sept. heißt, in der konstantinischen Kirche (Lateran) neben dem Baptisterium beisetzte. Ihre Namen kommen außer dem allg. Mart. Rom. auch in dem besondern für die Canonici Regulares vor. – Der hl. Cyprian wird gewöhnlich in Verbindung mit der hl. Justina dargestellt, mit einem Schwerte in der Hand, dem Zeichen seines Martyriums, wobei die hl. Justina gleichfalls das Schwert hat und ein Einhorn als das Symbol der Jungfräulichkeit.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 703-704.
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