Galla, S. (6)

[344] 6S. Galla, Vid. (5. Oct. al. 6. April). Diese hl. Galla war eine Tochter des Patriziers Symmachus des Jüngern. Schon im ersten Jahre ihrer Ehe wurde sie Wittwe. Trotz vieler Reize, welche die Welt aufbot, um sie zu fesseln, und ungeachtet vieler ehrenvoller Anträge konnte sie sich nicht entschließen, eine neue Ehe einzugehen, besonders in Anbetracht der großen Verluste, welche ihre Familie trafen, indem sie durch den gottlosen Theodorich das Haupt ihres Vaters Symmachus und ihres Verwandten Severinus Boethius fallen sah, weil sie als Consuln mit einander eine neue Regierungsform in Rom einzuführen beabsichtigt hatten. Sie lebte demnach seit dieser Zeit ganz den Werken der Nächstenliebe. Der hl. Bischof Fulgentius von Ruspe bestärkte sie darin in dem schönen Sendschreiben: De statu viduarum. Jeden Tag hatte sie zwölf Arme an ihrer Tafel, die sie speiste und bediente. Eines Tages hatte sie, während sie dieser heiligen Beschäftigung oblag, eine wunderbare Erscheinung der sel. Jungfrau, zu deren Andenken sie ihr Haus später in eine Kirche verwandelte. Endlich schloß sie sich auf dem Vatican in eine Zelle ein und gab ihre Güter zum Erbtheil der Armen. Wegen ihrer Bußübungen und ihrer überaus großen Demuth ward sie schon bei Lebzeiten als eine Heilige gepriesen. Zu der Strenge ihres Lebens fügte Gott, um ihre Tugend zu vollenden, noch die Schmerzen einer unheilbaren Krankheit. Als sie am heftigsten litt, wurde sie vom hl. Petrus besucht, den sie mit großer Beklemmung fragte, ob ihr ihre Sünden verziehen wären, worauf der hl. Apostel erwiderte: »Ja, du wirst ins Paradies eingehen.« Auf diese ersehnte Verheißung entschlief sie nach drei Tagen im Frieden, um die Mitte des sechsten Jahrhunderts. Ueber ihren Todestag weichen die Martyrologien ab. In vielen ist der 6. April angegeben (Apr. I. 532), im römischen steht sie am 5. October. Nach Piazza (II. 330) hat die Heilige in Rom eine schöne Kirche auf dem Platze Montanara, wo ehedem die Diakonie St. Maria in Portico, ihr Wohnhaus, gestanden war. Papst Cölestin III. hat hier, um die Liebe der hl. Galla gegen Hilfsbedürftige zu ehren, im J. 1499 ein Spital gestiftet. Auch in St. Maria auf dem Capitol befinden sich einige Reliquien von ihr und eine Capelle, die ihren Namen trägt. (III. 147.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 344.
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