Genovefa (3)

[378] 3Genovefa, (2. April), Gemahlin des Pfalzgrafen Sigfrid von Mayenfeld, aus dem Geblüte der Herzoge von Brabant, ist durch ihre merkwürdige Geschichte weit und breit bekannt. Als nämlich nach der Sage ihr Gemahl unter Karl Martell gegen die Saracenen zog, ließ er seine Gemahlin unter dem Schutze seines Haushofmeisters Golo zurück. Dieser machte ihr verbrecherische Anträge, klagte sie, als sie diese abwies, des Ehebruches an und vermochte ihren Gemahl, den Befehl zu ihrer Hinrichtung zu geben. Ein Knecht, mit der Vollziehung der Strafe beauftragt, ließ sie aus Mitleid in den Ardennenwald entkommen. Hier verbarg sie sich eine Zeit lang und ließ ihren dort gebornen Sohn Schmerzenreich von einer Hirschkuh nähren. Ihr Gemahl fand sie einst auf der Jagd in dem Walde von Andernach wieder, erkannte ihre Unschuld und führte sie mit großen Ehren zurück. Golo nahm sich das Leben, und Sigfried gründete auf der Stelle, wo er seine Gemahlin wieder fand, eine Capelle. Diese Geschichte ist vielfach bearbeitet worden; in der neuesten Zeit besonders von Tieck und von unserem vortrefflichen Jugendschriftsteller Christoph v. Schmid. – Genovefa wird von Einigen »heilig«, von Andern »selig« genannt, findet sich aber in keinem kirchlich approbirten Officium. Sogar über die Zeit, in welcher sie gelebt haben soll, weichen die Angaben der Legendenschreiber so weit ab, daß keine Vereinigung möglich ist. Viele halten die ganze Geschichte für erfunden, und die Bollandisten meinen, wenn auch etwas Wahres an ihr sei, so sei deßhalb noch weit hin bis zum Beweise der kirchlichen Verehrung. (I. 57.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 378.
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