Johannes Scotus Malmesburiensis, B. (252)

[332] 252B. Johannes Scotus Malmesburiensis, (10. Nov., al. 27. Oct.), bekannter unter dem Namen Johannes Scotus Erigena, war ein Mönch zu Malmesbury in England und kommt als solcher am 10. November im Elenchus und bei Bucelin vor, der ihn, »selig« nennt und von ihm sagt, er sei durch seine hohe Gelehrsamkeit und Beredsamkeit nicht blos in England, sondern auch in Frankreich hochberühmt gewesen, habe auf Ansuchen des Kaisers Karl des Kahlen, an dessen Hofe er einige Zeit gelebt, die (dem hl. Dionysius53 dem Areopagiten fälschlich zugeschriebene) »Hierarchie« aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt, auch ein Buch über die »Theilung der Natur« (De naturae divisione) geschrieben, sowie einen Tractat über das hl. Sacrament der Eucharistie verfaßt, der zwar einige Irrthümer gegen das Dogma enthalte, bezüglich welcher sich aber der Selige dem Urtheile der heil. römischen Kirche in Demuth unterworfen habe, und sei am Ende von seinen Schülern, da er ihre Laster scharf tadelte, mit Griffeln todt gestochen worden, weßwegen ihn Bucelin einen Martyrer nennt, der im J. 870 geblüht und zu Malmesbury nächst dem Hochaltare seine Ruhestätte gefunden habe, auf welcher nachher ein wunderbarer himmlischer Glanz erschienen sei. Ueber Zeit und Ort seiner Geburt ist nichts Gewisses bekannt. Die Meisten nehmen an, daß er ein Irländer gewesen sei, wie denn Scotia in alten Zeiten auch Irland bezeichnete. Was den Beinamen Erigena betrifft, so soll dieses früher [332] Eringena, d.i. »der in Erin (Irland) Geborne,« geheißen haben; nach Andern sollte es eigentlich Jerugena heißen, d.i. »der auf der heil. ἱερός Insel Geborene.« Auch die Zeit seines Todes ist ungewiß. Nach Mabillon wäre er im J. 877 gestorben, nach Zedler im J. 883 oder 886, nach Pierer im J. 886. Uebrigens sind bei der Verschiedenheit der Nachrichten Einige auf die Meinung gekommen, daß zwei Persönlichkeiten mit einander vermengt worden seien. Wer Näheres hierüber und namentlich über seine Schriften etc. erfahren will, den müssen wir auf W.W. (IX. 882 ff.), auf Aschbach (IV. 872 ff.), wo er unter dem Namen Scottus sich findet, auf Zedler (36, 706 ff.), Pierer (X. 69) und Andere verweisen. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 332-333.
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