Margarita Bichi (90)

[149] 90Margarita Bichi (25. al. 22. Juli). Diese gottselige Matrone wurde geboren im J. 1480 zu Siena in Toscana aus dem uralten edlen Geschlechte der Bichi und fromm und gottesfürchtig erzogen. In ihrem siebzehnten Jahre wurde sie mit Franz Bosignari vermählt, der ebenfalls aus einem alten wohlhabenden Geschlecht stammte. Wie sie vordem ein Muster einer frommen Jungfrau war, so war sie setzt ein Muster einer christlichen Gattin, indem sie alle Prunksucht vermied, fleißig dem Gebete oblag, sich [149] der Demuth, des Gehorsams und anderer; Tugenden befliß, die Gelegenheit zu guten Werken nie unbenützt vorübergehen ließ und alle häuslichen Pflichten aus Liebe zu Gott mit Pünktlichkeit erfüllte. Dennoch mußte sie einige Zeit schwere Leiden erdulden, indem ihr Mann sie wegen Verdachts der Untreue mißhandelte und selbst in Ketten legte. Diese Schmach und ungerechte Erniedrigung duldete sie mit Sanftmuth und Ergebung in den Willen Gottes, ohne daß sie deßhalb ihren Gatten weniger geliebt hätte. Sie betrauerte deßhalb aufrichtig seinen bald nach Entdeckung ihrer Unschuld erfolgten Tod und gedachte seiner liebevoll, ohne ihm wegen des ihr angethanenen Unrechts etwas nachzutragen. Sie zog sich setzt mit zwei Mägden in eine bescheidene Wohnung zurück, nahm den sogenannten dritten Orden des hl. Franciscus an und führte ein sehr frommes Leben. Der Herr verlieh seiner treuen Dienerin viele Gnaden. Sie errettete durch ihre vertrauensvolle Fürbitte bei Gott einst vor drohender Kriegsgefahr die Stadt Siena. Sie starb selig im J. 1535 an der Abzehrung, in Folge der harten Behandlung, die sie von ihrem Manne erlitten hatte, und wurde in der Klosterkirche der Franciscaner-Conventualen in einer eigenen, der unbefleckten Empfängniß geweihten Capelle, welche die fromme Margarita noch bei Lebzeiten hatte restauriren lassen, vor dem Altare begraben. Ihre letzten Lebenstage waren in beständigem Seufzen zu Gott und der gebenedeiten Gottesmutter um ein seliges Ende verflossen. Die Boll. nennen sie am 22. Juli (V. 186) unter den »Uebergangenen«. (J. M. R.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 149-150.
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