Ursus, S. (2)

[629] 2S. Ursus, Conf. (1. Febr.). Dieser hl. Priester wird zu Aosta (Augusta Praetoria) in Oberitalien, wo seine Reliquien in der Domkirche ruhen, verehrt und heißt in einigen Martyrologien irrig »Bischof«. Urkundliche Nachrichten über ihn sind nicht vorhanden, aber seine Verehrung ist unvordenklich. Die Tradition der Stadt Aosta erzählt, er sei von Geburt ein Schotte, seinem Berufe nach ein frommer und seeleneifriger Priester an der St. Petruskirche und als solcher ein Schüler des hl. Bischofes Gratus5 gewesen. Der Welt gegenüber zeigte er sich groß in Demuth und Barmherzigkeit, in Sanftmuth und Friedfertigkeit. Um Niemanden lästig zu fallen, nährte er sich von seiner Handarbeit, zur Nachtzeit aber besuchte er die Kirchen, deren Thüren sich ihm freiwillig öffneten. Auf dem Hügel, an welchem seine Wohnung lag, baute er Wein, welchem die Kraft Krankheiten zu heilen inne wohnte. Als einmal der Stadt eine Ueberschwemmung drohte, segnete er das Wasser, worauf es augenblicklich zurückging. Seine Mildthätigkeit erstreckte sich auch auf die Thiere; die Vögel des Waldes flogen ihm entgegen, als wären sie von ihm gezähmt worden. Den Bedienten eines vornehmen Herrn, der ein Pferd verloren zu haben vorgab, überführte er der Lüge und erwirkte ihm Verzeihung, gab ihm aber zugleich den Auftrag, bei keiner Kirche mehr vorüber zu reiten, ohne das Haupt zu entblößen, oder, wenn er freie Zeit hätte, zum Gebete einzutreten. Die Erzählung über den Bischof Ploceanus übergehen wir, weil sie an sich unwahrscheinlich und augenscheinlich erfunden ist, und die Kataloge gar keinen Bischof dieses Namens kennen. Der hl. Ursus wird um günstige Witterung angerufen. (I. 97. 936–939.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 629.
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