Accent

[24] Accent die größere Höhe oder Stärke eines Tones in der Aussprache und in der Musik, es gibt also einen Sprachaccent und einen musikalischen Accent. Der Sprachaccent ist Wortaccent oder Redeaccent. In der deutschen Sprache [24] ist der Wortaccent von der Bedeutung der Silben abhängig, insofern jede Formsilbe (e, en, er, es, in, chen, lein, u.s.w.) und jedes zu einer Formsilbe abgeschwächte Wort (z.B. lei, tel, u.s.w.) accentlos ist, während jede Begriffssilbe accentuirt wird. Der Redeaccent bewegt sich freier; der Sprechende hebt ein Wort oder mehrere hervor, auf welche er die besondere Aufmerksamkeit der Zuhörer lenken will. So kann auch ein accentloses Wort ein accentuirtes werden z.B. das Böse ist der Böse, nie aber ein accentuirtes zum accentlosen. Der Redeaccent hebt aber nicht nur einzelne Worte hervor, sondern auch ganze Sätze, ist also auch Satzaccent; diese Hervorhebung beobachtet man z.B. bei Citaten. Die deutsche Schrift hat keine Zeichen für den A., von den alten hat ihn die griechische aufs genaueste ausgebildet. Die französische Sprache hat 3, die aber nicht so fast die Stärke des Tones als die Modulation ausdrücken z.B. écu, ère, même, wo die Accente das geschlossene und offene e bezeichnen. In den slavischen Sprachen und in der ungarischen zeigen die Accente die Länge oder Kürze der Silbe an. – Der rhytmische Accent fällt in der deutschen Sprache, die bekanntlich keine quantitirende, sondern accentuirende ist, d.h. wo die Länge oder Kürze einer Silbe nicht von der Stellung der Laute, sondern einzig von der Bedeutung derselben abhängt, mit dem Wortaccent zusammen; jedoch wird dies Gesetz nicht genau beobachtet. Daß aber die Gedichte so oft skandirend gelesen werden, d.h. Wortaccent und rhytmischer A. zur Eintönigkeit zusammenwirken, hat seinen Grund in der Vernachläßigung des Rede- und Satzaccentes, so wie der Modulation. – Der musikalische A. ist dreifach; 1. der taktische bezeichnet den Wechsel der guten und schlechten Takttheile. 2. Der rhythmische hat es mit der Bildung der Sätze zu einem symetrischen Ganzen zu thun und 3. der malerische gibt dem Vortrag das eigentliche Colorit, so daß ein und dasselbe Lied, von einem andern Sänger vorgetragen, ein ganz anderes zu sein scheint.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 24-25.
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