Athos

[311] Athos, Hagion Oros, Monte santo, d.h. heiliger Berg, der östlichste und höchste Bergrücken, durch welchen die maced. Halbinsel Chalcidice in das ägäische Meer eindringt, 7 Meilen lang und 3 Meilen breit; in seiner höchsten Spitze steigt er bis gegen 7000' und trifft mit seinem Schatten die Insel Lemnos. Im Alterthum trug er 5 Städte, im Mittelalter aber wurde er ein Hauptsitz des griech. Mönchthums. Jetzt ist er mit allen seinen Thälern und Kuppen griech. Kirchengut, trägt 24 Kirchen und Klöster und über 400 Zellen und Einsiedeleien. Bewohnt ist er von etwa 6000 Mönchen und Einsiedlern, von denen die meisten Griechen und Russen sind; sie erreichen in der reinen Luft des Berges und bei ihrer mäßigen Lebensweise ein sehr hohes Alter; Sitz der Gelehrsamkeit ist indessen der A. nicht. Nach klassischen Handschriften hat man seit einem Jahrhundert vergebens gesucht, dagegen sind einige wichtige Handschriften aus der patristischen Literatur von da in das Abendland gekommen. Die Mönchsrepublik ist von den Türken immer sehr schonend behandelt worden; sie bezahlt etwa 24000 Thlr. Tribut und gibt namhafte Geschenke an die benachbarten Paschas ab. Die Wallfahrten aus der ganzen griech. Welt, denn der A. ist der große Dom der griech. Kirche, seit die Sophia Moschee ist, bringen das meiste Einkommen, etwas der Verkauf von Kreuzen, Amuleten u. dergl.; überdies pflanzen die Mönche sehr viel Oliven, Kastanien, Reben, treiben Bienenzucht, nicht aber [311] Viehzucht. Hauptort ist der Flecken Karyäs, mit etwa 1000 männlichen Einwohnern; die Weiber sind von dem A. strengstens verbannt. Der A. ist auch Verbannungsort für griech. Geistliche.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 311-312.
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