Aussatz

[343] Aussatz, Lepra, darunter verstand man früher eine Menge langwieriger, verunstaltender, schwer oder gar nicht zu heilender Uebel der Haut oder des Zellgewebes unter der Haut, die für ansteckend galten, weßhalb man solche Kranke aus der Gesellschaft entfernte (aussetzte). Die jetzt noch als lepröse [343] geltenden Hautkrankheiten finden sich am häufigsten in Norwegen und Island, dann im westl. Spanien, Italien und Griechenland, auch in der Levante, Surinam etc., und zwar vorzugsweise unter der ärmeren, leidenden und darbenden, meist auch alle Hautpflege vernachläßigenden Volksklasse. Man unterscheidet besonders zwei Formen, den Knollenaussatz, Lepra nodesa und die Lepra anaesthetos. Bei der ersten bilden sich zuerst Flecken mit Entartung der Lederhaut, welchen alsbald auch Ablagerungen ins Zellgewebe, Knollen und Geschwülste bildend, folgen. Später leiden auch Knochen und Knorpel, z.B. der Nase, der Augen etc., mit argen Entstellungen, und zuletzt endlich gehen die erkrankten Stellen langsam in Verjauchung über, mit Zerstörung von Haut und Knochen. – Seltener als diese ist die zweite Form, bei der die Hautflecken selbst gegen Verwundungen unempfindlich sind, die Knorpel und Knochenhäute bald anschwellen und endlich durch Verschwärung ein Glied nach dem andern im Gelenke sich abstoßt.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 343-344.
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