Island

[443] Island, 1406 QM. große Insel am nördl. Polarkreise, 150 Ml. von Norwegen, 35 von Grönland entfernt, von stürmischen, selten eisfreien Meeren umgeben, mit zerrissenen Küsten, ganz vulcanisch. Sie ist nur an der Südwestküste bewohnt, das Innere, so weit man es kennt, ist von Gebirgen erfüllt, in Eis und Schnee starrend, mit Lavafeldern, heißen Morästen und Quellen abwechselnd (s. Geiser). Man kennt 19 Vulcane, z.B. Hekla, Eyafiäl, Krabla, Gaitland etc.; die Gebirgsspitzen (Jökul) erheben sich bis gegen 7000'. Die Eisfelder nehmen jährlich zu, so daß sich das Klima mehr und mehr verschlimmert. Die Vegetation ist äußerst spärlich, von Wichtigkeit ist besonders das isländ. Moos; angebaut werden einige Kohl- und Rübenarten, Spinat, Kartoffeln; verkrüppelte Birken sind das einzige Gehölz, man heizt deßwegen mit Torf und Treibholz. Schafe, Pferde, Hornvieh, etwas Hausgeflügel wird fortgebracht und ist sehr ausdauernd; wichtig ist der Fischfang, die Jagd auf Seevögel, das Ausnehmen der Eiderdunen. Einwohner kaum über 60000, norwegischer, geringen Theils dänischer Abkunft; sie wohnen in Hütten, die aus Lava- od. Torfstücken gebaut u. mit Moos ausgestopft sind, führen Eiderdunen, jährlich etwa 15000 Ctr. Wolle u. 200000 Paar Wollestrümpfe aus. Sie sind nicht ungebildet, lieben Geschichte und Poesie, sind schlichten Charakters, aber Keuschheit ist keine in I. einheimische Tugend. I. ist dänisch, steht unter einem Stiftsamtmann mit 4 Amtleuten; einzige Stadt ist Reykjawik; andere Orte sind: Skalholt, Bessestad, Leirar mit einer Druckerei. I. wurde nach 860 durch normännische Seefahrer (Naddod) entdeckt u. bevölkerte sich schnell von Norwegen aus, als Harald Harfagar mit Gewalt sich zum Alleinherrscher Norwegens machte. Die Verfassung war eine republikanische, um 1000 wurden die Isländer christlich, geistige Bildung wurde sorgfältig gepflegt und den Isländern verdanken wir die Erhaltung einiger Ueberlieferungen aus dem höchsten germanischen Alterthum (vgl. Edda). Im J. 1261 unterwarf sich I. Norwegen, wurde 1380 dänisch, 1540 von Christian III. zur Reformation gezwungen. Erdbeben, vulkanische Ausbrüche, Hungerjahre, Pesten haben I. viel heimgesucht (letzte Seuche 1827).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 443.
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