Boileau

[596] Boileau (Boalo) mit dem Beinamen Despréaux (Depreo), Nikolas, geb. 1636 zu Paris, zuerst der Laufbahn eines Parlamentsadvokaten, dann der eines Theologen überdrüssig, wurde er 1657 durch Erbschaft in Stand gesetzt, den Musen zu leben. Seit 1666 machte er mit seinen »Satyren« Glück, vergaß nicht, Ludwig XIV. in »Episteln« Weihrauch zu streuen und dieser erhob ihn 1672 wie Racine zu seinem Historiographen mit bedeutendem Gehalt und machte ihn 1684 zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften und Inschriften. 1674 dichtete er »le lutrin« (das Chorpult), eine komische Epopee, worin er die Kunst, Kleinigkeiten interessant zu machen, entfaltete und gab die »lʼart poétique« heraus, welche lange in Frankreich als Gesetzbuch der Dichter galt. Selbst ohne eigentliche poetische Kraft forderte er hauptsächlich Reinheit der Sprache und des Versbaues, ein Dichter nach streng bestimmten Regeln. Seinen meisterhaften Versen entsprach eine gehaltvolle, klare u. präcise Prosa, die er in einer Uebersetzung des Longinus mit ausgezeichneten Betrachtungen, in den »discours sur le style des inscriptions« u.s.w. bewährte. Er st. 1711; seine Werke sind einzeln und gesammelt oft erschienen und nachgedruckt worden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 596.
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