Chotek [1]

[105] Chotek, sehr begütertes Adelsgeschecht in Böhmen und dem Erzherzogthum Oesterreich; Wenzel Anton, Freiherr von Chotkowa u. Wognin, wurde 1723 von Karl VI. in den böhm. Grafenstand, 1745 aber von Franz I. in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben. Johann Karl, Graf von C., geb. 1705, Staatsmann u. Feldherr, erlangte das erbliche Erblandthürhüteramt in Oesterreich ob und unter der Ens; st. 1787. Johann Rudolf, Graf von C., des Vorigen Neffe, geb. 1748, war Hofkanzler Josephs II., legte 1788 sein Amt aus Gesundheitsrücksichten nieder, wurde wieder hergestellt unter Leopold II. Leiter der Finanzhofstelle, 1802 Staatsminister und Oberstburggraf von Böhmen, nach dem Frieden Präsident der Hofcommission in politischen Gesetzessachen; er st. 1824. Außer seinen Leistungen für die Gesammtmonarchie hat sich C. besonders um die Industrie u. Landescultur Böhmens große Verdienste erworben. Einer seiner Söhne, Joseph, geb. 1776, fiel als Reiteroberst in der Schlacht von Wagram; der zweite, Karl, geb. 1783, trat 1803 bei dem böhm. Gubernium in Staatsdienst, war 1815 Generalintendant bei der Armee Bianchis, 1816–18 Gouverneur von Triest, 1819–25 Gouverneur von Tyrol u. Vorarlberg, 1825 Hofkanzler u. Präsident der Studienhofcommission in Wien, 1826 Oberstburggraf von Böhmen, 1843 auf sein Ansuchen dieser Stelle enthoben. Triest, Tyrol und Vorarlberg, vor allen aber Böhmen, verdanken ihm sehr viel, indem er gemeinnützige Anstalten gründete od. förderte, Hilfsquellen aufdeckte, industrielle Unternehmungen unterstützte oder ins Leben rief. Sein Bruder Ferdinand Maria, geb. 1781, wurde 1831 Fürsterzbischof von Olmütz, st. 1853. Das gegenwärtige Haupt der gräfl. Familie ist Graf Heinrich von C., geb. 1802, Enkel des Johann Rudolf v. C.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 105.
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