Cichorie

[121] Cichorie, Wegwarte (Cichorium Intybus, Syngenesia Polygania aequalis. Compositae) ist eine in Deutschland wildwachsende Pflanze, deren Wurzeln in vielen Gegenden als Kaffesurrogat angewendet u. fabrikmäßig zubereitet werden. Der immer größer werdende Bedarf hat die C. zu einer Culturpflanze gemacht, so daß sie schon geraume Zeit förmlich unter die Feldgewächse aufgenommen ist. Als solches verlangt sie vor allem einen tiefgründigen, lockeren, etwas sandigen Boden, damit die Wurzeln sich gehörig entwickeln können; in schwerem, zähem Boden bleiben sie klein und die Aernte ist sehr mühselig. Guter [121] ächter Samen (nicht von früh aufgeschossenen Pflanzen) ist unerläßlich und ebenso daß nach ihrem Anbau zu irgend welcher Brachfrucht stark gedüngt wird; denn sie ziehen viel Nahrung aus dem Boden und sind schwer sauber herauszubringen. Frische Düngung vor der Saat ist nicht zweckmäßig. Der Ertrag vom Morgen an getrockneten Wurzeln schwankt zwischen 6–12 Ctrn., und wo es an Absatz in der Nähe nicht fehlt, wirst derselbe immerhin mehr ab als z.B. der Weizenbau. Ob das Kraut ein zweckmäßiges Viehfutter sei, wird von vielen Seiten bestritten. – Auch als Salat pflanze ist die C. wohl einer Erwähnung werth. In Paris treibt man im Winter den C.salat und er kommt als sog. Capuzinerbart zu Markte. Der bittere Geschmack sagt übrigens nicht jedermann zu. Beide Sorten, die wilde und die cultivirte, findet man auch in den Apotheken als blutreinigende Mittel, insbesondere gegen Scharbock.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 121-122.
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