Comines

[171] Comines (Komihn), Philippe de, ein Belgier, geb. um 1440, franz. Staatsmann, diente zuerst Karl dem Kühnen von Burgund, verließ diesen aber und ging zu Ludwig XI. von Frankreich über, weil er wohl sah, daß der leidenschaftliche und hartnäckige, gutem Rathe unzugängliche Herzog seinem königlichen Feinde unterliegen müsse. C. diente Ludwig XI. so gut, daß ihn dieser zum Herzog von Talmont erhob; unter Karl VIII. und Ludwig XII. wurde er [171] einige Zeit als Ränkemacher entfernt, aber wieder berufen, als man zu den Verhandlungen mit den italien. Staaten einen schlauen Diplomaten brauchte. Er st. 1509 auf seinem Schlosse Argenton und hinterließ in seinen »Memoires« ein ausgezeichnetes historisches Denkmal; in ihnen ist die heimtückische Politik jener Zeit, welche Ludwig XI. so meisterhaft handhabte, getreu dargestellt; ohne irgend ein Urtheil auszusprechen, erzählt C., was er und sein königlicher Herr gethan und dies in einem ganz naiven Style, welcher mit den erzählten Dingen einen eigenthümlichen Gegensatz bildet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 171-172.
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