Cruciferae

[238] Cruciferae, kreuzblumige Pflanzen, so benannt, weil die 4 Blumenblätter einander genau gegenüber oder im Kreuz stehen. Eine sehr deutlich u. bestimmt charakterisirte Familie, die vorzugsweise in unserer nördlich gemäßigten Zone in einer großen Mannigfaltigkeit von Formen vorkommt. Die meisten sind ein- oder zweijährige Kräuter mit senkrechten, einfachen, bisweilen rübenförmigen Wurzeln. Staubgefäße haben die Blumen immer sechs, vier davon länger als die zwei übrigen, deßhalb von Linné alle in seiner Klasse Tetradynamia vereinigt. Die Frucht ist eine längere oder weniger lange Schote (Siliqua und Silicula, woher die beiden Ordnungen der Linnéʼschen Klasse Siliquosae und Siliculosae heißen). – Fast alle hieher gehörigen Pflanzen zeichnen sich durch Gehalt an schwefelhaltigem ätherischem Oel, der ihnen eine flüchtige Schärfe verleiht, aus; viele haben einen beißenden Geschmack und Geruch, manche sind [238] deßhalb auch als blutreinigende antiscorbutische Mittel in officinellem Gebrauche, wie Brunnenkresse, Löffelkraut, Meerrettig, Kresse und Senf; andere sind bitter und salzig; noch andere, wenn sie zumal durch die Cultur an Zucker- und Schleimgehalt zunehmen, werden genießbar, sowohl Kraut als Wurzeln, wie die Kohl-Rüben, Rettigarten, Meerkohl u.s.w., und mehrere werden besonders ihrer öligen Samen wegen im Großen gebaut, wie Kohlreps, Rübenreps und Leindotter. Viele C. verwesen auffallend schnell und verbreiten dabei einen widrigen ammoniakalischen Geruch, weßhalb man ihnen auch einen größeren Gehalt an Stickstoff zuschreibt, als bei anderen Pflanzenfamilien gewöhnlich gefunden wird. Die Culturpflanzen erscheinen theilweise in außerordentlich vielen Spielarten und unregelmäßigen, bisweilen sehr monströsen Formen, welche sich durch den Samen fortpflanzen. – Hieher gehören mancherlei Küchengewächse: Brunnenkresse, Löffelkraut, Meerrettig, Gartenkresse, Pfefferkraut, Rettig, Meerkohl, die Kohlarten überhaupt; ferner die Oelgewächse: Leindotter, Rübenreps und Kohlreps u. der Senf; ferner die Futtergewächse: weiße Rüben oder Turnips, und die Bodenkohlrabe; endlich auch ein Farbgewächs: Waid. – Als Zierpflanzen sind manche C. sehr beliebt, so Levcoje und Goldlack, die Nachtviole (Hesperis matronalis), die Mondschoten (Lunaria biennis und rediviva); die Iberisarten u. Aubrietia deltoidea, als Einfassungspflänzchen gerne gesehen; auch die Anastatica (s. d. Art.) gehört in diese Familie.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 238-239.
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