Druey

[455] Druey (Drüeh), Charles, waadtländischer Advocat, seit 1830 an allen politischen Bewegungen seines Kantons betheiligt, ausgezeichneter Redner, gewandter und, wenn es sein muß, unglaublicher Anstrengung fähiger Arbeiter, kennt die politische Atmosphäre nach allen ihren Vorzeichen und Vorgängen und segelt deßwegen jedesmal mit dem Winde, so oft dieser auch umschlagen mag; denn die Richtung ist D. gleichgiltig. Von 1830–38 gehörte er zu den liberalen Führern u. wurde Staatsrath; als 1839 der September in Zürich diese Richtung aus dem Geleise brachte, wurde er conservativ; in der Aargauer Klosterfrage und in der Jesuitenangelegenheit stand er auf conservativer Seite, so lange hier die größte Macht zu sein schien, ohne sich jedoch tief einzulassen und als die waadtländ. Regierung wegrevolutionirt war, wurde er Mitglied und Leiter der provisorischen und betrieb den Jesuitensturm. Nach der franz. Februarrevolution wollte er in die waadtländ. Verfassung den socialistisch klingenden Satz einbringen »Arbeit ist die Pflicht jedes Staatsbürgers«, ließ ihn aber fallen, als Cavaignac dem socialistischen [455] Handwerk in Paris ein Ende machte, und wurde Mitglied der Bundesregierung. Hier widersetzte er sich einer schweizerischen Einmischung zu Gunsten Karl Alberts und der italien. Republikaner, sobald er über den Gang der franz. Politik die nöthigen Winke erhalten hatte. Jetzt gehört er zu den sog. »Bundesbaronen«, d.h. jenen verbündeten Mitgliedern der schweizer. Bundesbehörden, deren Wille gegenwärtig über die Schweiz waltet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 455-456.
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