Epimenides

[578] Epimenides, geb. im 7. Jahrh. zu Gnossus od. Phästus auf Kreta, ein berühmter Seher, dessen Leben das Alterthum mit Sagen u. Nachrichten umgab, welche ihn als einen Vertrauten der Götter und Weisen charakterisiren. Er wurde 595 v. Chr. nach Athen gerufen, um die Blutschuld zu sühnen, welche die Athener durch die wortbrüchige Ermordung der Anhänger des geflüchteten Kylon [578] auf sich geladen; er that es u. nahm als einzigen Lohn einen Zweig vom hl. Oelbaum der Minerva an. Die Sage, daß E. in einer Höhle 40 od. 57 I. geschlafen, benützte Göthe zu seinem Gedichte auf den Jahrestag der Schlacht bei Leipzig: »Des E. Erwachen.« E. soll eine Theogonie gedichtet u. 157 od. gar 290 I. gelebt u. seinen Landsleuten das schlimme Zeugniß hinterlassen haben, welches Paulus im Sendschreiben an Titus (1, 12) ausspricht.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 578-579.
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