Epimenĭdes

[799] Epimenĭdes, aus Phästos in Kreta, Sohn der Nymphe Balte, wohnte in Knossos, Weiser Griechenlands (nach Einigen an Perianders Stelle unter die 7 Weisen Griechenlands gesetzt), bes. berühmt durch die Kunst der religiösen Reinigung; wurde 594 v. Chr. nach Athen berufen, um die Stadt von der Kylonischen Blutschuld zu reinigen, s.u. Athen (Gesch.) II. Zum Lohn dafür erbat er sich einen [799] Zweig des heiligen Ölbaums auf der Burg. Er soll einst in der Diktäischen Höhle bei Knossos eingeschlafen sein, 40 (od. 57) Jahre geschlafen u. bei seinem Erwachen die ganze Stadt verändert gefunden haben. Auch wurde ihm die Macht beigelegt, seine Seele vom Körper zu trennen; ferner nennt man ihn als Erfinder des Ackerpfluges. E. st. in Kreta im hohen Alter. Der Apostel Paulus führt einen Vers von ihm an (Titus 1, 12); die Sage von seinem Schlaf gab Goethe Stoff zu seinem Gedicht, Des E. Erwachen, auf den Jahrestag der Schlacht bei Leipzig. Vgl. Heinrich, E. aus Kreta, Lpz. 1801.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 799-800.
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