Gassendi

[23] Gassendi, eigentlich Gassend (Gassang), Pierre, geb. 1592 zu Chantersier bei Digne, wurde schon mit 16 Jahren Prof. der Rhetorik, mit 19 der Philosophie, alsdann geistlich und Canonicus in Digne und kam 1645 nach Paris, wo er am Collége royal de France Vorlesungen über Mathematik und Philosophie hielt und 1655 st. G. wendete seinen Scharfsinn gegen die aristotelische, mit weniger Glück auch gegen die cartesianische Philosophie und schuf kein eigenes System, sondern lehnte sich an die Naturanschauung des Epikur, insoweit sich dieselbe mit dem Christenthum vereinbaren läßt. Seine Anhänger, die G.aner, wurden bald vergessen, während G.s Hauptwerk, eine vortreffliche Darstellung der Schicksale, Sitten und Lehre des Epikur (Leyden 1647, Amsterdam 1684) im Ansehen blieb u. die »Institutio astronomica« sowie die Lebensbeschreibungen (vitae) des Tycho de Brahe, Kopernikus, Peuerbach und Regiomontan noch heute Interesse wecken. Gesammtausgaben von Montmart und Sorbière (Lyon 1658) und Averrani (Florenz 1728) in 6 Bdn., dazu Bernier: »Abrégé de la philos. de G.«, Par. 1678. – G., Jean Jacques Basilien, Comte de, aus der Familie des Vorigen stammend, geb. 1748, gest. 1828, wurde 1805 Divisionschef im franz. Kriegsministerium, 1813 Senator, nach der Restauration Pair; »Aidemémoire à lʼusage des officiers de lʼartillerie de France«, 5. Aufl. Paris 1819.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 23.
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