Ghibellinen

[77] Ghibellinen, wahrscheinlich von dem deutschen Wibelingen oder Waiblingen, einem Stammsitz der Hohenstaufen in Schwaben, a. Guelfen, von den Welfen, [77] den fürstl. Gegnern des hohenstaufischen Hauses, genannt, Namen 2 ital. Parteien im Mittelalter. Die G. bestanden besonders aus dem Landadel od. Lehensadel, der unter dem Schutze des Kaisers der herrschende Stand bleiben wollte, im Gegensatze zu dem Adel, der sich in den Städten niedergelassen hatte und in denselben lange Zeit große Vorrechte besaß; nur ausnahmsweise, aus Haß gegen eine Nachbarin oder Nebenbuhlerin, waren einzelne Städte (z.B. Pisa), ghibellinisch, auch Rom, wenn es gegen den Papst revolutionirte. Später bezeichnete G. die Partei, welche die Vereinigung Italiens unter einem Haupte, dem Kaiser, wollte, ohne daß deßwegen die vorhandenen Rechtsverhältnisse umgeworfen werden sollten. Bekanntlich siegten die Guelfen, die Republiken aber erhielten Herren, oft Tyrannen, und Italien zerfiel in eine Anzahl rivalisirender Fürstenthümer; nur Venedig u. Genua blieben Republiken, die sich so lange anfeindeten, als sie noch einige Macht besaßen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 77-78.
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