Gletscher

[91] Gletscher (Ferner, Firne, Käs, Wader, Glacier, in Island Jökul), die Eismassen in den Gebirgen, entstanden aus dem Gefrieren des geschmolzenen Schnees. Die G. reichen zum Theil sehr tief an den Bergen hinunter; ihr Eis ist nicht geschichtet sondern gekörnt krystallisirt, vielfach gespalten, oben grünlich, tiefer blaulich. Bei ihrem Herabrutschen in die Tiefe glätten sie durch Reibung Felsen ab, und schieben Schutthügel und Gerölle (Moränen) vor sich her, die an ihrem untern Rande oft einen förmlichen Wall bilden; auch die Seiten des G.s begleiten zertrümmerte Gesteinmassen (die Gandeken). Die Gestalt der G. ist nach der Form der Abhänge, auf denen sie ruhen, verschieden; weit ausgedehnte G. heißen Eismeere. In ihren Spalten geben sie vielen Gebirgsströmen den Ursprung, die gewöhnlich durch ein Eisthor zu Tage treten; bei sonnigem Wetter fließen sie reichlicher, weil dann durch die Poren des Greises die wässerigen Dünste in der Atmosphäre am reichlichsten eingesogen werden. In neuester Zeit sind die G. von Charpentier, Schimper u. Agassiz genau untersucht worden und die beiden letztern haben eine eigene G.periode für unsern Planeten aufgestellt. In tropischen Gegenden gibt es keine G., weil bei der gleichförmigen Temperatur unter der Schneelinie das Aufthauen und Frieren des Schnees nicht stattfinden kann.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 91.
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