Gustav II.

[189] Gustav II., Adolf, geb. 9. Dezbr. 1594, Sohn Karls IX., der größte Feldherr u. Monarch seiner Zeit, der Schöpfer der neuern Taktik, übernahm 1611 die Regierung u. zugleich den von seinem Vater gegen Dänemark, Polen u. Rußland begonnenen Krieg; den Frieden mit Dänemark erkaufte er mit Geldopfern, von Rußland gewann er dagegen 1617 im Frieden von Stolbowa Karelien, Ingermanland u. Kexholm, gegen Polen Livland und Esthland. Im Juni 1630 landete er in Pommern, um im Bunde mit Frankreich u. den deutschen Protestanten den Kaiser zu bekriegen. Daß ihn dazu theilweise der Eifer für den protestant. Glauben trieb, ist unbestreitbar, denn er war ihm aufrichtig ergeben, aber eben so gewiß wirkten rein polit. Motive mit: die Furcht vor der Wiederherstellung der Macht des Kaisers, d.h. Deutschlands und der Entwicklung einer deutschen Seemacht, die in des Kaisers Absicht lag. Da sein Heer taktisch am meisten ausgebildet u. dazu am besten bewaffnet war, er auch als königl. Oberfeldherr den Krieg nach eigenem Ermessen führen konnte, so ist es kein Wunder, daß er Tillys Heer bei Leipzig schlagen, den Lech bei Rain forciren und bis München vordringen konnte. Daß er nach der Kaiserkrone trachtete und sich aus geistl. Fürstenthümern eine Hausmacht in Deutschland gründen wollte, unterliegt keinem Zweifel; sein Siegeslauf wurde aber durch Wallenstein bei Nürnberg unterbrochen und endete auf dem Schlachtfeld bei Lützen den 16. Novbr. 1632.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 189.
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