Hardouin

[226] Hardouin (Harduäng), Jean, geb. 1646 zu Quimper in der südl. Bretagne, wurde mit 20 Jahren Jesuit, bald Lehrer der scholastischen Theologie, dann Gehilfe und 1683 Nachfolger des Bibliothekars am Collége Ludwigs XIV. zu Paris, wo er 1729 st. Die umfassendsten Kenntnisse mit einem eisernen Fleiße verbindend, gab er Vieles heraus. darunter die Naturgeschichte des jüngern Plinius in usum Delphini, eine Numismatik, worin 600 neue Münzen erklärt wurden, sein Hauptwerk aber bleibt die: Conciliorum collectio regia maxima, gr. et lat. Par. 1715, welche in 12 Folianten von 34 n. Chr. bis 1714 reicht u. neben der Sammlung des Mansi allenthalben gebraucht wird. H. hegte mitunter sonderbare Ansichten, z.B. die Septuaginta sei ein unterschobenes Machwerk, der ursprüngliche Text des N. Test. lateinisch, die meisten alten Kunstwerke, Inschriften u. Münzen seien unächt, die Werke der alten Classiker mit sehr wenigen Ausnahmen im 13. Jahrh. durch Mönche verfaßt worden u.s.f.; er mußte diese Ansichten 1709 theilweise widerrufen, regte aber auch durch sie das wissenschaftliche Forschen an.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 226.
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