Naturgeschichte

[302] Naturgeschichte ist diejenige Wissenschaft, welche sich mit Erforschung und Beschreibung der Naturgegenstände unsers Erdkörpers beschäftigt. Ihr Material ist somit Alles in u. auf der Erdrinde, das Unorganische u. Organische. Das erstere behandelt die Mineralogie (s. d.), das letztere die Botanik (s. d.) und die Zoologie (s. d.). Die N. stellt zunächst eine systematische Ordnung der Naturgegenstände auf, um eine allgemeine Uebersicht zu gewinnen, wobei sie die unterscheidenden Merkmale der weitern und engern Gruppen genau angibt. Sodann beschreibt sie die Gegenstände theils nach ihren äußern Merkmalen, Gestalt, Farbe etc., theils auch nach ihren innern, so bei den organischen Körpern durch die Darstellung ihres innern Baues (anatomische Beschreibung); ferner macht sie sich zur Aufgabe die Darstellung des Entstehens der Gegenstände, der Bedingungen ihrer Entwicklung u. Fortbildung, ferner des öconomischen Lebens der Thiere, ihrer Instinkte u. Seelenfähigkeiten; weiter untersucht sie die Vertheilung u. Ausbreitung der Naturgegenstände auf der Erdoberfläche nach den verschiedenen Zonen u. Ländern u. endlich hauptsächlich auch ihre Beziehungen zum Menschen nach ihrer Nützlichkeit oder Schädlichkeit. – Der Gründer einer wissenschaftlichen N. ist Aristoteles, Spätere vermehrten nur das Material. Plinius der Aeltere hinterließ uns eine vollständige Zusammenstellung der damaligen naturgeschichtlichen Kenntnisse. Erst gegen die neuere Zeit (Paracelsus, Vesalius, Geßner, Tournefort etc.) erfolgte ihre allmälige weitere Entwicklung. Doch erst Linné brach die Bahn zu einer eigentlich wissenschaftlichen Behandlung der N., u. seitdem machte dieselbe rasche Fortschritte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 302.
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