Herat

[276] Herat, ehemals Theil der pers. Provinz Khorasan, jetzt ein Afghanenstaat (s. Afghanen), von etwa 3000 QM. mit 11/2 Mill. E. (Afghanen, Tadschiks, Turkomanen, Parsen, Juden), liegt in [276] den südwestl. Thälern des Gebirgsisthmus, der sich vom Hindukusch bis zum Elbrus zwischen den Wüsten Irans u. Turans hinzieht; Hauptfluß Furrahrud. – H., die Hauptstadt mit 100000 E., ist der Schlüssel des nördl. Indiens, indem es an der einzigen Straße von Persien nach Nordindien liegt, daher alle Eroberer Indiens seit Alexander d. Gr. über H. gezogen sind. Zugleich ist es der Mittelpunkt eines sehr bedeutenden Karawanenhandels, daher für die Engländer doppelt wichtig als commercieller u. strategischer Hauptplatz. H., seit 1749 von Persien losgerissen, wurde von dem pers. Schah bereits 1832 angesprochen; England war dagegen, weil Persien damals (wie jetzt) gänzlich von Rußland abhängig war und diesem durch die Eroberung H.s das Thor von Indien hätte öffnen können. Die pers. Belagerung im J. 1838, von russ. Offizieren geleitet, blieb erfolglos, da H. von engl. Offizieren vertheidigt wurde, und der Generalgouverneur von Ostindien, Auckland, Persien von dem pers. Meerbusen aus anzugreifen drohte. Nach dem Tode Schah Kamrans bemächtigte sich 1843 der Vezier Jar Mohammed der Herrschaft, über dessen Stellung zu Persien widersprechende Behauptungen im Umlaufe sind.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 276-277.
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