Hermann [1]

[282] Hermann , bei den Römern Arminius, Sohn eines Cherusker-Fürsten Segimer, geb. 16 v. Chr., diente wie viele seiner adeligen Landsleute in der Jugend den Römern, erhielt das Bürgerrecht u. die Ritterwürde und lernte neben der röm. Kriegskunst wohl auch die röm. Staatsklugheit würdigen. Gegen den röm. Oberbefehlshaber Quinctilius Varus, welcher seine Aufgabe, die Deutschen zwischen Weser u. Rhein aus Bundesgenossen in Unterthanen zu verwandeln, zu rasch betrieb, bildete H. mit den Häuptlingen der nächsten Stämme eine Verschwörung zur Vernichtung der Römer. Nach Verabredung empörte sich ein Stamm an der Weser, Varus erhielt von den verschwornen Häuptlingen Versicherungen der Treue u. des Zuzugs u. wurde so in den Teutoburger Wald gelockt, wo er im J. 9 n. Chr. mit seinem Heere durch die Verschwornen den Untergang fand. Die röm. Herrschaft auf dem linken Ufer des Unterrheins war für immer vernichtet; weder Tiberius stellte sie her, noch Germanicus, sein Stiefsohn, obwohl derselbe in mehren Feldzügen tief in Deutschland eindrang u. den H. bei Idistavisus (nach Grimm Itisiawiso, d.h. Frauenwiese) besiegte. H. besiegte nach dem Abzuge der Römer 17 n. Chr. den Markomannen Marbod, der von Böhmen bis an die Ostsee gewaltig war, wurde aber selbst 21 n. Chr. von seinen Verwandten ermordet, »weil er nach dem Königthum strebte«, d.h. er fiel durch eine Verschwörung des Adels, dem er zu mächtig wurde. Seine Gattin Thusnelde, Tochter des Segestes, eines Adeligen, der ein Feind Segimers u. deßwegen Freund der Römer war, hatte er entführt; der Vater bemächtigte sich ihrer [282] später wieder und Germanicus war gemein genug, dieselbe im Triumphe zu Rom aufzuführen. Der von ihr in Italien geb. Sohn Thumelico wurde gleichfalls unwürdig behandelt, doch sagt Tacitus nicht, auf welche Weise dies geschah. Tacitus hat dem deutschen Helden das schönste Denkmal gesetzt; die deutschen Schriftsteller haben ihm fast durchschnittlich eine patriotische Schminke aufgelegt, die an dem gewaltigen Barbaren sich schlecht ausnimmt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 282-283.
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