Laharpe [1]

[691] Laharpe, Jean François de, Literärhistoriker und einst ebenso einseitiger als gefürchteter Kritiker, war ein 1739 zu Paris geb. Findelkind, trat zuerst als Dichter mit Heroiden und Theaterstücken (Warwick) auf, an denen außer der classischen Schreibart wenig zu loben war und schrieb dann eine Fluth von Eloges; von denen Diderot meinte, sie glichen fadem Wasser, das tropfenweise herabfalle; sie trugen aber dem L. viele Preise und 1776 einen Platz in der Akademie ein. Seitdem ihn 1786 eine Lehrstelle an einem Lyceum der Nahrungssorgen enthoben, trat er als unerbittlicher Kritiker, von 1789 an auch als Jakobiner auf, bis ihn ein Spott über Robespierres geringe Geistesgaben dem Messer der Guillotine nahe brachte. Fortan gab es für L. gar keine Regierungsweise u. auch keinen bedeutenden Schriftsteller, den er nicht angriff, bis er 1803 st. Uebrigens ist sein »Lycée ou cours de la littérature ancienne et moderne« (neu durch Buchon, Par. 1830, 18 B.) vortrefflich hinsichtlich der Schreibart u. brauchbar zur Kenntniß der franz. [691] Literatur, außerdem ein schreiender Beleg, wie selten ein Franzose Nichtfranzösisches begreift.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 691-692.
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