Laharpe

[26] Laharpe (spr. Laharp), 1) Jean François de L., geb. 20. November 1739 in Paris; studirte im Collége de Harcourt, wurde 7186 Professor der Literatur am Lyceum in Paris, schloß sich der Revolution an u. gehörte zu den[26] excentrischen Republikanern, änderte aber seine Gesinnung, als er, in Folge einer Verspottung Robespierre's, eingekerkert wurde; er wurde Gegner des Directoriums u. der Consularregierung u. st. 11. Febr. 1803; er schr.: Heroiden u. Gedichte 1762; die Trauerspiele: Warwick 1762; Timoleon 1765; Gustav Wasa 1766; Menzikow 1776; Die Barmeciden 1778; Johanne von Neapel 1783; Coriolan 1783; Virginie, Philoktet 1793; das Schauspiel Melanie; Cours de littérature ancienne et moderne, Par. 1780, 12 Bde., u. Aufl. von Buchon 1830, 18 Bde.; Sur la philosophie du 18. siècle, ebd. 1765; Eloge de Voltaire, ebd. 1760; Correspondence liter., ebd. 1801–7, 6 Bde.; Commentaire des tragédies de Racine, 7 Bde. 2) Frédéric César, geb. 6. April 1754 zu Rolle im Waadtlande, studirte in Tübingen die Rechte, wurde Sachwalter in Bern, machte eine Reise mit einem Russen nach Italien u. ging 1782 nach Petersburg, wo er 1783 Erzieher der Großfürsten Alexander u. Constantin wurde. Nach vollendeter Erziehung derselben verließ er Rußland u. begab sich in sein Vaterland zurück, aus dem er indeß wegen seiner republikanischen Gesinnung von der Berner Regierung verbannt wurde. L. ging nun 1795 nach Paris, u. als das Directorium im December 1797 in die Schweiz einrückte u. die Schweizerrevolution hervorrief, wurde er zu einem der Directoren der neuen Helvetischen Republik ernannt. Später entlassen, wollte er nach Paris zurückkehren, wurde aber 2. Juli 1800 verhaftet, er entfloh u. ging nach Frankreich, wurde indeß von Bonaparte nicht gut aufgenommen; er lebte dann zurückgezogen auf seinem Landhause zu Plessis-Piquet bei Paris u. machte 1801 eine Reise nach Rußland, wo er von seinem kaiserlichen Zögling achtungsvoll empfangen wurde. 1802 kehrte er wieder nach Paris zurück, empfing 1814 den Titel eines russischen Generals, wurde 1815 zum Wiener Congreß gezogen u. verschaffte den Cantonen Waadtland u. Aargau die Unabhängigkeit von Bern, wodurch er sich die Achtung seines Vaterlands wieder erwarb. Seitdem lebte er zu Lausanne, wo er den 30. März 1838 st. Im September 1844 wurde ihm in Rolle ein Denkmal errichtet. Er schr.: Lettres de Philanthrop, Par. 1797; Considerations sur le précis de la revolution du Canton du Vaud (von Seigneux), Lauf. 1832. 3) Amadée François de L., geb. 1754 auf dem Schlosse Üttins im Waadtlande, ging 1777 als Fähnrich in holländische Dienste, verließ dieselben aber bald u. lebte auf seinen Gütern; 1792 mußte er in Folge von Verbindungen, in welche er getreten war, die Schweiz verlassen u. trat in französische Dienste. Vor Toulon erstürmte er 1793 das Fort Pharon u. wurde Brigadegeneral, 1796 Divisionsgeneral, kämpfte bei Millesimo u. Montenotte u. fiel am 9. Mai d. J. in dem Gefecht bei Codogno. 4) Sigmund, Sohn des Vor., geb. 1778 in Lausaune, diente seit 1796 als Lieutenant in der französischen Cavallerie, nahm bis 1810 an allen französischen Feldzügen Theil, kehrte darauf nach der Schweiz zurück, gründete später die waadtländische Cavallerie, deren Chef er bis 1840 war, wurde dann Director des fünften eidgenössischen Zollgebietes u. st. den 18. Mai 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 26-27.
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