Heroīde

[285] Heroīde, lyrische Epistel, in welcher der Dichter nicht in seinem Namen spricht, sondern eine fingirte, meist historische od. mythische Person ihre Empfindungen u. Gefühle aussprechen läßt. Sofern die H. gemischte Empfindungen, bes. die der sehnsuchtsvollen od. unbefriedigten Liebe, darstellt, ist sie der Elegie verwandt. Den Namen hat die H. daher, weil Ovidius, welcher dieselbe zuerst ausbildete, diese Briefe von Heroinen (Heroides) an ihre fernen Geliebten schreiben ließ. Die den Römern nachgebildeten Versuche der Dichter verschiedener Nationen s.u. den einzelnen Nationalliteraturen; die Griechische Literatur kennt sie nicht; in neuerer Zeit ist namentlich die tragisch gehaltene H. von Pope: Heloise an Abälard (deutsch von Bürger) berühmt geworden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 285.
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