Madagascar

[59] Madagascar, bei den Eingeborenen Nossindambo, bei den Arabern Dschesira el Komr, die größte afrikan. Insel (10500 QM.), von dem Festland durch die Straße von Mozambique getrennt, wird der Länge nach von einem bis 12000' ansteigenden Gebirge durchzogen. Klima u. Produkte sind die tropischen, doch fehlen die großen Katzen und Dickhäuter des afrik. Festlands, desgleichen die eigentlichen Affen, dagegen wimmeln Flüsse u. Seen von Krokodilen. Die Einw., Madegassen, auf 41/2 Mill. berechnet, sind theils Kaffern theils Malayen, haben hohen und niederen Adel, gemeine Freie u. Leibeigene. Der mächtige Stamm der Owas hat sich seit 1813 die ganze Insel unterworfen, die jetzt in 20 Provinzen mit besonderen Oberbefehlshabern eingetheilt ist. Hauptstadt ist Tananarivo mit 25000 E., königl. Palaste, der in europ. Style gebaut ist; andere bedeutende Orte sind: Tamatave, der wichtigste Handelsplatz, die Festung Madshonga, Bombetok. – M. wurde [59] 1506 von den Portugiesen entdeckt, indessen gelang es den Europäern niemals im Innern der Insel festen Fuß zu fassen, obwohl sie, besonders die Franzosen im vorigen Jahrh., die größten Anstrengungen machten. Im jetzigen Jahrh. nahm der König Radama, der Gründer des Reichs der Owas, insofern europ. Cultur auf, als er Menschenopfer und Sklavenhandel abschaffte, einige Missionäre duldete, großes u. kleines Geschütz anschaffte und ein europ.-disciplinirtes Corps aufstellte. Seine Wittwe u. Nachfolgerin, wahrscheinlich auch Mörderin, verbot den Verkehr mit den Europäern, vereitelte 1830 eine franz. kleinere Expedition, 1845 eine französ.-engl., der jetzige König dagegen, Rakoton-Radama, scheint für die Europäer günstiger gestimmt. Die Franzosen haben auf einigen kleinen Inseln der Nordwestseite Niederlassungen gegründet, welche unter dem Gouverneur von Mayota (Comorogruppe) stehen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 59-60.
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